Es war ein herrlicher Tag. Der Himmel war klar und die Sonne schien. Ich war sechs Tage zuvor in Vietnam angekommen und hatte drei Tage davon in Sapa im Bergland im hohen Nordwesten des Landes und die anderen drei in der Hauptstadt Hanoi verbracht. In dieser Zeit hatte ich eine kürzere Wanderung von Sapa in ein Dorf namens Cat Cat mit einem kurzen Aufenthalt am Cat Cat-Wasserfall sowie einen längeren Trek durch die Reisfelder und die bergige Landschaft zu den Dörfern der einheimischen ethnischen Gruppen unternommen.
In Hanoi hatte ich den Hoan Kiem-See umrundet, war über die The Huc-Brücke gelaufen und hatte dem auf einer Insel im See liegenden Jadeberg-Tempel einen Besuch abgestattet. Ich hatte eine Show des berühmten Wasserpuppentheaters „Thang Long“ besucht und war durch die Altstadt mit ihren 36 Gassen gebummelt. Außerdem war ich am Ho Chi Minh-Mausoleum, im Präsidentenpalast sowie an der Einsäulenpagode gewesen und hatte viel Zeit im Literaturtempel, auch bekannt als „Van Mieu“ verbracht, gefolgt von einem Mittagessen bei KOTO („Know One, Teach One“), einer gemeinnützigen Organisation, die vietnamesische Straßenkinder ausbildet und ihnen auf diese Weise ein besseres Leben ermöglicht.
An meinem letzten Tag in Hanoi hatte ich die Tran Quoc-Pagode besucht und hatte außerdem einen kurzen Aufenthalt am Opernhaus und der eleganten Trang Tien-Straße geplant. Am nächsten Tag wollte ich meine Reise durch Vietnam in Richtung Süden beginnen.
Am Opernhaus passierte es. Ich stand auf einem Kreisverkehr um eine besseren Ausblick auf das berühmte Gebäude zu haben, machte Fotos und achtete nicht besonders auf den Verkehr, der mich umgab. Plötzlich spürte ich eine Hand in meinem Gesicht. Innerhalb von Sekunden wurde meine Kamera, die ich mit beiden Händen fest vor meinem Gesicht hielt, weggerissen. Ich konnte einen Asiaten sehen, der mit meiner Kamera durch den dichten Verkehr wegrannte und auf ein Moped sprang, auf dem ein zweiter Asiate bereits auf ihn wartete. Ich schrie und weinte, aber es half nichts.
Für mich war der Verlust meiner Kamera mit das Schlimmste, was mir passieren konnte, da ich als Journalistin und Fotografin für eine Zeitung in Köln arbeite und auf meine Kamera angewiesen bin. Außerdem war dies gerade erst der Beginn meiner Reise durch Vietnam, Kambodscha, Bangkok und Nordindien.
Ich wusste sofort, dass ich den Vorfall bei der Polizei anzeigen musste, um ein Dokument für meine Versicherung und auf diese Weise wenigstens das Geld zurückzubekommen, das ich für meine Kamera bezahlt hatte.
Ich ging in ein nahegelegenes Geschäft, um nach der nächsten Polizeiwache zu fragen, die sich glücklicherweise direkt nebenan befand. Der Verkäufer bot mir an, mich zur Polizeiwache zu begleiten, da keiner der Polizisten genügend Englisch sprach, um meine Anzeige aufzunehmen.
Nachdem wir alle Formalitäten erledigt hatten, traf ich vor der Polizeiwache einen weiteren, sehr netten und hilfsbereiten Vietnamesen, der darauf bestand, dass ich sein Handy benutze, um meine Eltern anzurufen. Normalerweise hätte ich mit diesem Telefonat bis zur Rückkehr in mein Hotel gewartet, aber meine Eltern waren ihrerseits schon fast auf dem Weg nach Asien, wo sie durch Indonesien und Kambodscha reisen wollten. Deswegen nahm ich sein Angebot dankbar an.
Noch am selben Abend beschloss ich, meine Reise zu unterbrechen und den vietnamesischen Teil meiner Reise auszulassen. Ich fühlte mich in Vietnam nicht mehr sicher. Am nächsten Tag stattete ich der Polizeiwache einen weiteren Besuch ab, um ihnen weitere Einzelheiten über meine Kamera mitzuteilen, die ich am Vortag vergessen hatte.
Einen Tag später flog ich nach Bangkok. Dort traf ich meine Eltern für einen Tag und bekam die Spiegelreflexkamera meines Vaters, damit ich auf meiner weiteren Reise nicht eingeschränkt war. Nachdem meine Eltern gehört hatten, was passiert war, beschlossen sie, dass mein Vater mir seine Kamera leihen und für sich selbst eine Ersatzkamera mitnehmen würde. Tausend Dank, Mom und Dad, Ihr seid die allerbesten Eltern der Welt!
Ich verbrachte die nächsten paar Tage in Bangkok, um ein neues Visum für Vietnam zu beantragen und wurde Zeugin der Überschwemmungen, die Bangkok Zentral- und Nordthailand damals getroffen hatten. Dann flog ich zurück nach Saigon, um von dort meine Reise durch Kambodscha, zurück nach Bangkok und weiter durch Nordindien fortzusetzen.
Der Überfall ist im Oktober 2011 passiert. Aber hat er mich von Vietnam ferngehalten?
Nein, das hat er nicht getan!
Ich hatte stets geplant zurückzukehren, und das ist genau das, was ich gerade getan habe. Vor etwa zwei Wochen bin ich von einer Reise durch Vietnam von Nord nach Süd zurückgekehrt, die mich nach Hanoi, Sapa, in die Halong-Bucht, nach Hue, Hoi An, Saigon und ins Mekong Delta geführt hat, aber anders als vor drei Jahren bin ich dieses Mal nicht alleine gereist.
Ich bin zum Literaturtempel, zur Tran Quoc-Pagode und zum Opernhaus zurückgekehrt, und ich habe die Fotos gemacht, die ich beim letzten Mal verloren habe, die ich aber unbedingt nochmal machen wollte. An dem Tag, an dem ich die Tran Quoc-Pagode und das Opernhaus besucht habe, wurde ich von zwei jungen Männern begleitet, die mir vorher versicherten, dass sie mich beschützen würden. Sie haben ihr Versprechen gehalten! Tausend Dank, Bengt und Ket, dafür, dass Ihr meine „Bodyguards“ wart. Dieses Mal habe ich mich sicher gefühlt.
Es war gut, nach Vietnam zurückzukehren, und dieses Mal ist meine Reise verbunden mit guten Erinnerungen an ein wunderschönes Land, herzliche Einheimische, eine tolle Gruppe bestehend aus 15 Leuten aus sechs verschiedenen Ländern und einem hervorragenden vietnamesischen Tour Leader.
Es ist gut, dass Du wieder an den Ort des Raubüberfalls zurückgekehrt bist und dieses Mal nur positive Erfahrungen gemacht hast, vor allem mit den bezaubernden Menschen Vietnams. Es wäre schade gewesen, wenn Vietnam einen schalen Eindruck bei Dir hinterlassen hätte.
Vietnam ist ein wunderbares Land, wir waren 2013 zum zweiten Mal dort und haben fast nur Schönes erlebt, vor allem wunderbare Menschen. Die vielen Nachrichten von Diebstahl und Raub – die gibt es überall, auch hier – verfälschen das wahre Bild des Landes und halten vielleicht Touristen ab, dorthin zu reisen. Das ist sehr schade, man muß nur besondere Vorsicht walten lassen wie überall.
Vielen Dank für Deinen Kommentar, Marie. Ich bin ebenfalls heilfroh, dass ich mich durch den Vorfall in Hanoi vor drei Jahren nicht habe abschrecken lassen und nach Vietnam zurückgekehrt bin, vor allem weil das Land dieses Mal einen durch und durch positiven Eindruck bei mir hinterlassen hat.
[…] und den Süden des Landes bereist. Da ich während meines letzten Aufenthaltes vor drei Jahren in Hanoi ausgeraubt worden war, war es mir wohler mit einer Gruppe durch Vietnam zu reisen, etwas ich normalerweise in Südostasien […]
[…] sind, erkundet zu werden und die Hanoi zu etwas so Besonderem machen. Ich genoss meine Zeit dort, bis ich an meinem letzten Tag dort ausgeraubt wurde. Obwohl das eine furchtbare Erfahrung war, hatte ich stets geplant zurückzukehren. Ich wollte nicht […]