Viele Leute vermeiden es, zwischen Mai und September nach Dubai zu reisen, weil es während der Sommermonate tagsüber häufig zwischen 40 und 50 Grad heiß werden kann. Der Vorteil eines Dubai-Besuches zu dieser Jahrzeszeit ist, dass man ein Hotelzimmer für 60 bis 70 Prozent des Preises bekommen kann, den man im Oktober bezahlen würde. Deswegen und weil ich meinen Flug nach Peking unterbrechen wollte, entschied ich mich, einmal auszuprobieren, wie ich die Hitze vertragen würde.

Da ich bereits dreimal in Dubai gewesen war und dabei insbesondere den modernen Teil Dubais erkundet hatte, war ich neugierig, mehr über die Kultur und die Religion der Vereinigten Arabischen Emirate zu erfahren. Das Fremdenverkehrsamt von Dubai in Deutschland hatte mir eine geführte Tour durch die Jumeirah-Moschee empfohlen, die ich ursprünglich bereits im Oktober 2013 machen wollte. Damals war ich leider an einem Freitag dort, dem einzigen Wochentag, an dem die Moschee für die Öffentlichkeit geschlossen ist. Deswegen musste ich bis zu meinem nächsten Besuch in Dubai im August 2014 warten.

Nach der Landung in Dubai am Abend vorher hatte die Stewardess verkündet, dass es 19.15 Uhr Ortszeit sei und die Außentemperatur 39 Grad Celsius betrage. Als ich am nächsten Morgen aus dem Taxi stieg, war es bereits so heiß, dass die Sonne auf meiner Haut brannte, sodass ich so schnell wie möglich in den Schatten flüchtete.

Wir waren etwa 20 Leute in der Gruppe. Bevor wir die Moschee betraten, mussten wir unsere Schuhe ausziehen. Für diejenigen, die nicht angemessen gekleidet waren, stellte das Sheikh Mohammed bin Rashid Zentrum für kulturelle Verständigung, das die Touren organisiert, entsprechende Kleidung zur Verfügung.

Die geführte Tour war keine geführte Tour im klassischen Sinne, da wir nicht durch die Moschee geführt wurden. Nachdem wir die Moschee betreten hatten, wurden wir gebeten, uns im vorderen Teil des Gebäudes hinzusetzen.

Jumeirah-Moschee Dubai Vereinigte Arabische Emirate Persischer GolfInnenraum der Jumeirah-Moschee

Jumeirah-Moschee Dubai Vereinigte Arabische Emirate Persischer GolfEine der Kuppeln

Jumeirah-Moschee Dubai Vereinigte Arabische Emirate Persischer Golf

Jumeirah-Moschee Dubai Vereinigte Arabische Emirate Persischer GolfDie Gruppe in der Moschee

Unsere Führerin war eine Amerikanerin namens Debbie, die ursprünglich aus Chicago kommt. Sie wurde in einen streng katholischen Haushalt geboren und aufgezogen, besuchte eine katholische Schule und studierte Informatik an einem katholischen College. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie in einer Firma in den Vereinigten Staaten mit einigen muslimischen Kollegen zusammen, die ihr Interesse am Islam weckten. Auf ihre Nachfrage hin organisierten sie ihr den Koran in englischer Sprache, der damals in einer anderen Sprache als Arabisch schwer zu bekommen war. Sie las den Koran innerhalb von 14 Tagen von der ersten bis zur letzten Seite, wie sie zuvor schon die Bibel von der ersten bis zur letzten Seite gelesen hatte. Anschließend konvertierte sie zum Islam. Das war vor mehr als 20 Jahren. Ein paar Jahre später lernte sie ihren Ehemann kennen, der aus den Golfstaaten kommt. Sie haben sieben Kinder, von denen zwei noch zur Schule gehen. Vor etwa zehn Jahren zogen sie von den Vereinigten Staaten nach Dubai. Sie arbeitet in Vollzeit als Informatikerin und engagiert sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich im Sheikh Mohammed bin Rashid Zentrum für kulturelle Verständigung.

Jumeirah-Moschee Dubai Vereinigte Arabische Emirate Persischer GolfUnsere Führerin Debbie, ursprünglich aus Chicago

Debbie berichtete über die Jumeirah-Moschee, die zwischen 1975 und 1978 auf Betreiben der Herrscherfamilie Maktoum für die Einwohner des Stadtteils Jumeirah gebaut wurde. Die Moschee ist der Schwerpunkt des Programms „Offene Türen, offener Geist“ des Scheich-Mohammed-Zentrums für kulturelle Verständigung, das konzipiert wurde, um sowohl Muslime als auch Nicht-Muslime über die Kultur und die Religion der Emirate zu informieren. Es ist zugleich auch die einzige Moschee in Dubai, die für nicht-muslimische Besucher zugänglich ist, allerdings nur im Rahmen einer geführten Tour. Anders als in anderen Moscheen ist das Fotografieren erlaubt.

Jumeirah-Moschee Dubai Vereinigte Arabische Emirate Persischer GolfJumeirah-Moschee

Debbie vermittelte uns zunächst einen hervorragenden Einblick in den Islam, dann zeigte sie uns ein Foto von der Hadsch in Mekka und berichtete über diese wichtige Pilgerreise, die jeder Moslem einmal in seinem Leben antreten sollte. Sie sprach längere Zeit über die Rolle der Frauen im Islam, über Frauenrechte und Gleichberechtigung und dass muslimische Frauen ursprünglich begannen, sich zu verschleiern, um sich vor der Sonne, vor Sand, Staub und Dreck zu schützen.

Ich war tief beeindruckt von dieser starken, emanzipierten und selbstbewussten Frau. Nach der Tour unterhielt ich mich noch eine Zeitlang mit ihr und mit zwei chinesischen Frauen, einer Mutter und ihrer erwachsenen Tochter, aus Shanghai. Die Tochter war kürzlich ebenfalls zum Islam konvertiert.

Jumeirah-Moschee Dubai Vereinigte Arabische Emirate Naher OstenUnsere Führerin Debbie und ich

Meine zweite Tour durch die Moschee

Mir hat die Tour so gut gefallen, dass ich nur sechseinhalb Wochen später ein zweites Mal daran teilnahm. Das war während meines nächsten Zwischenstopps in Dubai Anfang Oktober 2014, als ich auf dem Weg nach Peking war, um die Seidenstraße Chinas entlang zu reisen. Ursprünglich hatte ich geplant, eine Kulturerbe-Tour durch das historische Stadtviertel Al Bastakiya zu machen oder an einer kulturellen Mahlzeit teilzunehmen. Allerdings hatte ich übersehen, dass ich während des Islamischen Opferfestes in Dubai sein würde, einem  von zwei religiösen Feiertagen, die von Moslems auf der ganzen Welt gefeiert werden. Deswegen fanden die meisten Aktivitäten, so auch die Kulturerbe-Tour und die kulturellen Mahlzeiten, nicht statt. Da ich ohnehin geplant hatte, noch einmal an der Tour durch die Jumeirah-Moschee teilzunehmen, fand ich, dass das eine sehr gute Alternative war.

Dieses Mal waren wir eine größere Gruppe von etwa 30 bis 40 Leuten. Unser Führer war ein energiegeladener Geschäftsmann namens Nassif aus Dubai, der sich genau wie Debbie in seiner Freizeit ehrenamtlich im Scheich-Mohammed-Zentrum engagiert. Er war ebenfalls sehr informativ und unterhaltsam, hat die Tour jedoch anders gestaltet als Debbie. Nach der Tour erzählte er mir, dass jeder der Führer seine ganz eigene Art habe, diese Tour zu leiten. Beide Touren, die ich gemacht habe, waren fantastisch, und mir haben beide gleichermaßen gut gefallen.

IMG_1299_bearbeitet-4Meine zweite Tour durch die Jumeirah-Moschee

Jumeirah-Moschee Dubai Vereinigte Arabische Emirate Persischer GolfNassif, der Führer meiner zweiten Tour

Jumeirah-Moschee Dubai Vereinigte Arabische Emirate Persischer GolfNassif demonstriert an einer Teilnehmerin, wie Frauen sich traditionell verhüllt haben

Ich würde diese Tour jedem empfehlen, der nach Dubai reist und daran interessiert ist, einen Einblick in die Kultur und die Religion der Emirate zu bekommen.

 

[box type=“info“] Die Tour findet an sechs Tagen in der Woche von samstags bis donnerstags statt (freitags geschlossen) und dauert 75 Minuten. Besucher sollten um 9.45 Uhr an der Moschee sein.

Der Eintritt kostet 10 Vereinigte Arabische Emirate Dirham (etwa 2,75 US-Dollar; 2,40 Euro).

Besucher sollten sich angemessen kleiden und Knie und Schultern bedecken. Frauen sollten außerdem ein Kopftuch mitbringen. Notfalls kann traditionelle Kleidung auch in der Moschee ausgeliehen werden. [/box]