Chinas Hauptstadt Peking hat mehr als 20 Millionen Einwohner und eine über dreitausendjährige Geschichte. Der Name Peking bedeutet nördliche Hauptstadt. Mit dem Platz des himmlischen Friedens, der Verbotenen Stadt, dem ehemaligen Kaiserpalast, der 1987 zum Weltkulturerbe erklärt wurde, dem alten und dem neuen Sommerpalast, dem Himmelstempel, dem Lamatempel, dem Konfuziustempel und vielem mehr hat die Stadt ein beeindruckendes Kulturerbe vorzuweisen.

Nach dem Frühstück habe ich die abenteuerliche Fahrt mit den beiden jungen Chinesen von letzter Nacht verdaut und bin bereit, die kulturellen Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden. Für heute habe ich einen Besuch des Himmelstempels, der auf chinesisch Tiantán heißt, geplant. An der Rezeption sagt man mir, dass er sehr leicht zu finden sei. Der beste Weg dorthin zu kommen sei zu Fuß, und der Spaziergang dorthin würde etwa 20 Minuten dauern. Da ich jedoch gelesen habe, dass der Weg dorthin zu Fuß 30 bis 35 Minuten dauern würde, bin ich, was die tatsächliche Entfernung anbelangt, etwas skeptisch und beschließe, heute lieber ein Taxi zu nehmen.

Es stellt sich heraus, dass die Rezeptionistin recht hatte, und dass er tatsächlich sehr nah ist. Die Taxifahrt dauert nur fünf bis zehn Minuten und ich muss lediglich 10 Yuan bezahlen, was der Startpreis für Taxifahrten ist und den man auch bezahlt, wenn das Taxi nur drei Meter fahren würde. Der arme Taxifahrer, mit mir macht er heute kein großes Geschäft. Er lässt mich vor dem südlichen Eingang, dem Zhaoheng-Tor raus, sodass ich der empfohlenen Zeremonie-Route folgen kann.

Der Himmelstempel ist eine Tempel-Anlage, in der die Kaiser der Ming- und Qing-Dynastien jedes Jahr für eine gute Ernte beteten. Fünf Jahrhunderte lang war es das Zentrum der kaiserlichen Zeremonien und Symbolik. Seine Errichtung begann 1406 während der Regentschaft von Kaiser Yongle und wurde 1420 fertiggestellt. Der Tempel war der wichtigste Berührungspunkt von Himmel und Erde, und Symbole von beiden finden sich auch im Grundriss. Der chinesischen Bevölkerung war es untersagt, der jährlich stattfindenden Prozession zum Tempel beizuwohnen.

Die Tempel-Anlage befindet sich im Süden Pekings inmitten eines riesigen Parks, der 1200 Meter lang und von einer doppelten Mauer sowie von alten Bäumen umgeben ist. Der Himmelstempel ist somit die längste Anlage zur Himmelsanbetung weltweit. Im nördlichen Teil haben die Mauern eine kreisförmigen Grundriss, während sie im südlichen Teil des Komplexes viereckig sind.

Nachdem ich die Anlage durch das Zhaoheng-Tor betreten habe, laufe ich direkt auf den Himmelsaltar zu, der aus drei übereinanderliegenden Marmorterrassen besteht. Sie stehen für die Menschheit, die Erde und, die oberste, für den Himmel. Die oberste Terrasse ist heute leer, früher stand dort in der Mitte der Himmelsthron. Er symbolisierte das Zentrum des Reiches der Mitte, ja sogar das Zentrum der Welt.

Ich verbringe einige Zeit auf dem Himmelsaltar und mache Fotos, versuche jedoch möglichst keine Leute im Bild zu haben, was eine Herausforderung ist, da hier gefühlt hundert Andere sind. Eine niederländische Familie fragt mich, ob ich ein Foto von ihnen machen könne, was ich selbstverständlich tue. Im Gegenzug machen sie auch ein paar Fotos von mir.

Ich gehe weiter zur Halle des Himmelsgewölbes, die vollständig aus Holz erbaut wurde. Sie ist von der Echomauer umgeben, einer exakt kreisförmigen Mauer, die eine perfekte Flüstergalerie sein soll. Aufgrund der Touristenmassen und der damit einhergehenden Geräuschkulisse ist es jedoch unmöglich, dies auszuprobieren.

Ich durchquere das Chengzhen-Tor und laufe über die 360 Meter lange Danbi-Brücke zur Halle der Ernteopfer, auch Halle des Erntegebets genannt, die als imposantes Bauwerk und Höhepunkt der Tempelanlage gilt. Wie die Halle des Himmelsgewölbes wurde auch sie vollständig aus Holz errichtet, ohne Verwendung eines einzigen Nagels. Die vier Hauptsäulen zeigen in die vier Himmelsrichtungen und tragen das Gebäude. Im Jahr 1889 wurde der Tempel durch Blitzeinschlag vollständig zerstört und wurde getreu den Plänen aus der Ming-Dynastie nachgebaut.

Ich verlasse den inneren Tempelkomplex durch das Nord-Himmelstor und spaziere durch den Himmelstempel-Park zwischen der inneren und der äußeren Mauer der Tempelanlage. Ich betrete den inneren Tempelbereich erneut durch den östlichen Eingang. Im Wandelgang östlich der Halle der Ernteopfer sitzen einheimische Chinesen, unterhalten sich, spielen Spiele und musizieren.

Noch innerhalb der Tempelanlage finde ich ein kleines lokales Restaurant, wo ich mich zu einem sehr späten Mittagessen niederlasse. Ich bin die einzige westliche Ausländerin hier, aber auf der Außenterrasse sitzt eine große Gruppe Chinesen und isst. Das Essen ist nicht herausragend aber ok. Als ich fertig bin, laufe ich zurück zu meinem Hotel, was etwa 25 Minuten dauert. Der Weg ist tatsächlich leicht zu finden.

Zurück in meinem Hotel verbringe ich einige Zeit im Hotelschwimmbad. Abends bestelle ich mir ein Taxi zu einem Café namens „Beijing Bookworm“, das in meinem Reiseführer empfohlen wird. Es befindet sich in der Nan Sanlitun Road, im Botschaftsviertel. Die Fahrt dorthin dauert etwa eine halbe Stunde, kostet mich jedoch nur 35 Yuan.

Ich freue mich sehr, verschiedene Arten der einheimischen Küche auszuprobieren, aber als westliche Ausländerin, die kein chinesisch spricht, ist es nicht so einfach, ein einheimisches Lokal zu betreten und Essen zu bestellen, da die Speisekarte in den meisten Restaurants ausschließlich auf chinesisch sind, und, wenn man Glück hat, mit Bildern der Gerichte. Die Angestellten sprechen häufig kein Englisch, sodass man nie weiß, was man bekommt. Mein heutiges Mittagessen war ebenfalls anders als ich dachte, sodass ich finde, dass ein lokales Gericht am Tag bis zum Beginn meiner Tour ausreichend ist. Aber ich hoffe sehr, dass unser lokaler chinesischer Tourleader uns in lokale Restaurants führt und uns so einen Einblick in die authentische chinesische Küche gewährt.

Der „Beijing Bookworm“ ist wirklich schön. Das Lokal hat einen Bistro-Bar-Bereich, ein Café und ein Restaurant, untergebracht in drei verschiedenen Räumen. Man fühlt sich wie in einer schönen Buchhandlung. Überall stehen Bücherregale vollgestopft mit Büchern. Die Speisekarte ist westlich genau wie die Preise, aber das Essen und die Getränke sind wirklich lecker, frisch und hausgemacht. Die Gäste sind zum Teil Einheimische, zum Teil westliche Ausländer. Ich verbringe einige Zeit dort. Später am Abend frage ich einen Kellner, ob er mir ein Taxi rufen kann, aber er schüttelt den Kopf und erklärt mir, dass ich mir eines auf der Hauptstraße anhalten solle. Großartig, das hat gestern abend schon nicht geklappt! Ich komme mit zwei Iren ins Gespräch, einem Mann und einer Frau, die in Peking leben. Sie erklären mir, dass es üblich sei, Taxis auf der Straße anzuhalten oder sich ein Taxi am Taxistand zu nehmen, aber dass es nach 22.00 Uhr schwieriger sei, eines zu bekommen, da um diese Zeit alle Geschäfte schließen und jeder dann nach Hause möchte.

Am Taxistand versuche ich, mir ein Taxi zu organisieren, aber zwei Taxifahrer verlangen 80 Yuan. Zwei weitere erklären sich bereit, mit Taxameter zu fahren, sagen mir jedoch, dass es nicht weniger als 120 Yuan kosten würde, da es sehr weit entfernt wäre. Ich sitze bereits in einem der beiden Taxis, steige jedoch wieder aus, da ich befürchte, dass der Taxifahrer das Taxameter manipulieren könnte. Das ist mir ein paarmal in Hanoi, Vietnam, passiert.

Ich beschließe, die Metro zu nehmen. Auf der Hauptstraße frage ich zwei junge Chinesinnen nach dem Weg zur nächsten Metrostation. Eine von ihnen spricht tatsächlich gut Englisch und ist wahnsinnig freundlich und hilfsbereit. Sie meint, sie würde mein Hotel kennen, aber sie spricht vom anderen Hotel derselben Hotelkette. Sie telefoniert, um herauszufinden, welches der beste Weg ist, um zurück zu meinem Hotel zu kommen. Dann sagt sie, dass sie mich nun mit dem Taxi zur nächsten Metrostation bringen würden, da diese ohnehin auf ihrem Heimweg läge. Sie schreibt mir auf einen Zettel, in englisch und in chinesisch, wo ich umsteigen muss, wie viele Stationen es bis dahin sind, die Nummer der Metro, die ich dann bis zu meiner Haltestelle nehmen muss sowie die Haltestelle, an der ich aussteigen muss, um zurück zu meinem Hotel zu kommen. Zusätzlich notiert sie mir ihre Telefonnummer und sagt, dass ich sie anrufen solle, falls ich mich heute abend oder in den nächsten Tagen bis zum Beginn meiner Tour verfahren oder verlaufen sollte. Ich möchte mich an den Taxikosten beteiligen, aber weder sie noch ihre Freundin wollen mein Geld annehmen.

Die Beijing Metro ist toll, sauber, strukturiert und effizient. Der einzige Nachteil ist, dass gegen 23.00 Uhr die letzten Züge fahren, sodass man sicherstellen muss, um diese Zeit seine Bahn zu bekommen. In der ersten Metro treffe ich ein deutsches Ehepar. Sie war Ende der 1980er Jahre ein paar Mal in China und berichtet, dass sich seitdem viel verändert hat. Gegenwärtig sind sie aus geschäftlichen Gründen in China.

Das Umsteigen erweist sich ebenfalls als sehr einfach. An meiner Endhaltestelle frage ich ein chinesisches Paar, welchen Ausgang ich nehmen müsse. Auch sie sind sehr nett und hilfsbereit. Auf der Straße zeige ich die Visitenkarte meines Hotels einer Chinesin und frage sie nach dem Weg. Sie spricht kein Englisch, zeigt jedoch auf ein Gefährt, das offensichtlich Chinas Antwort auf Thailands Tuk Tuks ist. Der Fahrer spricht ebenfalls kein Englisch, ich verstehe jedoch, dass er für die Fahrt fünf Yuan haben möchte und steige in das Fahrzeug ein. Nachdem er ein paar Meter gefahren ist, hält er an und fängt an zu gestikulieren. Als ich Unverständnis signalisiere, zeigt er mir einen 20-Yuan und einen zwei Yuan-Schein. Ich steige aus. Er holt einen Zehn-Yuan-Schein aus seiner Tasche, aber ich bin immer noch nicht einverstanden und zeige ihm einen Fünf-Yuan-Schein. Schließlich erklärt er sich damit einverstanden. Ich hatte gehofft, dass er den direkten Weg zum Hotel fahren würde, damit ich mir den Weg bis morgen merken kann, aber er biegt mehrmals ab, bevor er vor dem Hoteleingang anhält. So werde ich morgen erneut nach dem Weg fragen müssen.

Ich werde nicht vom „Beijing Bookworm“ gesponsert. Ich musste für mein Essen und meine Getränke bezahlen wie jeder andere auch. Ich habe recht detailliert darüber geschrieben, da ich das Cafè wirklich mag und denke, dass es ein guter Ort für westliche Touristen ist, die kein chinesisch sprechen und Peking auf eigene Faust erkunden.

Alle Informationen über die Anlage des Himmelstempels basieren auf Stefan Loose (2009): China. Ostfildern; www.wikipedia.org (auf deutsch) und (auf englisch); www.himmelstempel.de

The Zhaoheng Gate, the southern entrance to the Temple of Heaven park

The Zhaoheng Gate, the southern entrance to the Temple of Heaven park

Circular Mound Altar (Himmelsaltar) inside the Temple of Heaven park

Circular Mound Altar (Himmelsaltar) inside the Temple of Heaven park

Myself at the Circular Mound Altar

Myself at the Circular Mound Altar

Imperial Vault of Heaven (Halle des Himmelsgewölbes)

Imperial Vault of Heaven (Halle des Himmelsgewölbes)

Vault of Heaven (Himmelsgewölbe) inside the Imperial Vault of Heaven

Vault of Heaven (Himmelsgewölbe) inside the Imperial Vault of Heaven

The Echo Wall (Echomauer), a circular wall which surrounds the Imperial Vault of Heaven

The Echo Wall (Echomauer), a circular wall, which surrounds the Imperial Vault of Heaven

The Imperial Vault of Heaven, seen through the Chengzhen Gate

The Imperial Vault of Heaven, seen through the Chengzhen Gate

Approaching the Hall of Prayer for Good Harvests on the Danbi bridge

Approaching the Hall of Prayer for Good Harvests on the 360 metres long Danbi bridge

Hall of Prayer for Good Harvests

Hall of Prayer for Good Harvests, the most imposing tempel of the Temple of Heaven Park

Firmament inside the Hall of Prayer for Good Harvests

Firmament inside the Hall of Prayer for Good Harvests

Picturesque Gate inside the Temple of Heaven complex

Picturesque Gate inside the Temple of Heaven complex

Bridal pair inside the Temple of Heaven park

Bridal pair inside the Temple of Heaven park

The Hall of Prayer for Good Harvests, seen from the Temple of Heaven park between the inner and the outer wall.

The Hall of Prayer for Good Harvests, seen from the North of the Temple of Heaven park

Chinese local playing music in the long corridor east of the Hall of Prayer for Good Harvests

Playing music in the long corridor east of the Hall of Prayer for Good Harvests

Chilling in the long corridor east of the Hall of Prayer for Good Harvests

Relaxing in the long corridor east of the Hall of Prayer for Good Harvests