Ein Hauch von Tibet empfängt mich, kaum dass ich die Metro-Station verlasse. Der Duft von Räucherstäbchen weht durch die Straßen. Rund um den Lama-Tempel verkaufen tibetische Händler Räucherstäbchen, Gebetsbänder, Heiligenbilder und andere Artikel. Der Duft, die Klänge und die Atmosphäre sind mir vertraut, seit ich im August 2010 quer durch Tibet gereist bin, von Lhasa bis Zhangmu an der tibetisch-nepalesischen Grenze.
Da meine Abenteuerreise heute abend beginnt und dies ab morgen ein volles Programm bedeuten kann, ist ein entspannter Morgen exakt das, wonach mir heute zumute ist. Für heute nachmittag habe ich einen Besuch des Lama-Tempels geplant, auch bekannt als Yonghe Gong, der im Nordosten Pekings liegt. Nach dem Frühstück nutze ich noch einmal das Hotelschwimmbad, bevor ich aus meinem Zimmer auschecke. Nachdem ich alle Formalitäten mit den Angestellten der Rezeption erledigt habe, bestelle ich mir ein Taxi zu dem Hotel, in dem heute abend meine Tour beginnt. Dort kann ich erfreulicherweise direkt einchecken. Mein Hotelzimmer ist überraschend schön und komfortabel, sehr viel besser als ich erwartet habe.
Wieder in der Lobby sehe ich auf der Informationstafel des kanadischen Abenteuerreiseveranstalters, mit dem ich reisen werde, dass mein Tour Leader ein Mann namens Leon sein wird und dass ich mit dreizehn anderen Leuten reisen werde. Dort treffe ich auch eine ältere westliche Dame, die mit demselben Veranstalter reist wie ich, aber im Rahmen einer anderen, zehntägigen Tour. Diese hat vor zwei Tagen begonnen und wird sie nach Xian, Yangshuo und Hongkong führen, drei Orte, die ich ebenfalls besuchen werde. Sie ist in Begleitung einer jungen Chinesin, die sich als ihre Tourleaderin vorstellt. Sie reisen heute abend mit dem Nachtzug nach Xian weiter. Beide machen einen sehr netten Eindruck, und nachdem wir uns eine Weile unterhalten haben, erklärt mir ihre Tourleaderin den Weg zur nächsten Metrostation Chongwenmen, die leicht zu finden ist. Um zum Yonghe Gong zu kommen, muss ich nicht umsteigen, sondern lediglich sechs Stationen bis zur Metrostation Yonghegong fahren.
Am Torbogen, der den Eingang zum Yonghe Lamasery markiert, wie der Lama-Tempel auch genannt wird, endet meine Vorfreude abrupt, als ich die Touristenmassen und die Pauschalreisegruppen aus der ganzen Welt sehe, die in die Tempelanlage drängen.
Der Lama-Tempel wurde im 17. Jahrhundert erbaut und war die Residenz von Prinz Yin Zhen, bis er zum Kaiser Yong Zheng gekrönt wurde und im Jahr 1723 in die Verbotene Stadt zog. Das Gebäude bekam danach gelbe Dachziegeln und war religiösen Zwecken vorbehalten. 1744 wurde der Tempel in ein Lama-Kloster umgewandelt und beherbergte Mönche aus Tibet und der Inneren Mongolei, für die er eine bedeutende Rolle spielte. 1949 wurde er zum Nationaldenkmal und infolgedessen für dreißig Jahre geschlossen. Heute ist das Lama-Kloster ein tibetisch-buddhistisches Zentrum.
Ich passiere den Torbogen, laufe den kaiserlichen Weg entlang und durchquere das Zhaotai-Tor. Zu meiner Linken liegt der Trommelturm, rechts der Glockenturm des Tempelkomplexes. Besucher inspizieren einen großen Kessel vor dem Trommelturm und eine große Glocke vor dem Glockenturm. Überall im Tempelkomplex verneigen sich Einheimische vor Räuchergefäßen und opfern Räucherstäbchen, bevor sie sie in die Gefäße stecken. Auch gibt es wundervolle Mandalas und Skulpturen. In einer der Hallen der Anlage beten Gläubige vor einer goldenen Buddha-Statue.
Die Statuen in der Halle des Ewigen Schutzes (Yongyou Dian) sind Nandikesvras, Buddha-Statuen, die heutzutage vollständig verdeckt sind, da sie in sexueller Vereinigung dargestellt werden.
In der Halle des Buddhistischen Rades (Falun Dian) fühle ich mich nach Tibet zurückversetzt, als ich die vergoldete Bronzestatue des Gründers des Gelbmützenordens erblicke. Ich habe Mönche des Gelbmützenordens gesehen, als ich im August 2010 das Sakya-Kloster in der gleichnamigen Stadt in Tibet besucht habe.
Leider habe ich nicht mehr genügend Zeit, die letzte Halle, den Pavillon des Zehntausendfachen Glücks (Wanfu Ge), zu besichtigen, die zugleich als die prunkvollste gilt und in der eine 26 Meter hohe Maitreya-Statue steht, die aus einem einzigen Sandelholzstamm gefertigt wurde. Sie war ein Geschenk des siebten Dalai Lama an den Kaiser Qianlong, deren Transport aus Tibet nach Peking drei Jahre dauerte. Ich fürchte jedoch, andernfalls zu spät zum Treffen meiner Gruppe zu kommen, und deswegen verlasse ich den Lamatempel wieder. Der einzige Wermutstropfen meines Besuchs waren die Horden respektloser westlicher Touristen.
In der Metro komme ich mit einem westlichen Paar ins Gespräch, das ebenfalls auf dem Weg zum ersten Treffen seiner Gruppe seiner Abenteuerreise durch China sind, sie reisen jedoch mit einem anderen Veranstalter und treffen sich in einem anderen Hotel.
Um 17.45 Uhr bin ich wieder in der Hotellobby, wo ich einen jungen Chinesen treffe, der mich fragt, ob ich mit G Adventures reise, was ich bejahe und hinzufüge, dass ich eine Tour namens Essential China gebucht habe. Er stellt sich mir als Leon vor und ergänzt, dass er mein Tour Leader sein wird. Ich stelle mich ebenfalls vor. „Warst Du schonmal in China, Vanessa?“ „Ja, ich habe eine andere Tour durch in Yunnan und Tibet gemacht.“ Er möchte wissen, welche Orte wir damals besucht haben und wie es mir gefallen hat und erzählt mir, dass er öfters in Yunnan und Tibet ist. Ich berichte ihm, wie begeistert ich war und dass ich, nachdem ich all diese Orte besucht habe, wusste, dass ich ganz definitiv nach China zurückkehren wollte und dass ich unsere Tour bereits für Mai 2010 geplant hatte.
Ich treffe auch meine dreizehn Mitreisenden Ingrid, Bianca, Mark und Carl, eine vierköpfige Familie aus Südafrika, Vikki und David, ein junges Ehepaar aus Großbritannien, Alexander aus Dänemark, Carly, ebenfalls aus Großbritannien, Petra, die wie ich aus Deutschland kommt, allerdings aus einem anderen Teil des Landes, Jason, ursprünglich aus England, der mittlerweile jedoch in Nordirland lebt, zusammen mit seiner Freundin Frances, die ebenfalls in unserer Gruppe ist, Terence, Frances‘ Vater, der ebenfalls aus Nordirland kommt, und Giorgio aus Italien.
Während unseres Treffens präsentiert Leon uns eine Landkarte von China und macht uns darauf aufmerksam, dass China auf der Karte die Form eines Huhns hat. Er erklärt uns, dass wir uns derzeit am Hals des Huhns befänden und dass wir von hier aus zu seinem Bauch reisen würden etc. Er bespricht den Tourablauf mit uns und weist uns auf Situationen und Gegebenheiten hin, denen wir während unserer Zeit in China begegnen könnten. Das Yangtse-Flusskreuzfahrtschiff könnte zum Beispiel die schlechteste Unterkunft auf der gesamten Tour sein, wie es auf einer seiner vorherigen Touren passiert ist, die er 2013 geleitet hat. Er berichtet, dass Chinesen, insbesondere die Älteren, manchmal dazu neigen, sehr langsam zu laufen, aber sobald sie in einem Bahnhof sind, beginnen sie zu eilen, wenn sie den Zug sehen. Dabei überholen sie jüngere Leute und kaum, dass sie sie passiert haben, schleichen sie ihnen, erneut sehr langsam, direkt vor deren Füßen her. Er warnt uns auch vor einem bestimmten Typ von Fahrrad-Rickshawfahrern, die insbesondere auf Touristen warten, um sie abzuzocken oder sie sogar zu verlassenen Plätzen bringen, wo die Touristen gar nicht hinwollen, wo sie jedoch dazu gebracht werden, einen unverschämt hohen Preis zu bezahlen.
Als wir unserer Meeting beendet haben, bringt Leon uns zu einem einheimischen Restaurant, wo man die besten Nudeln in Bohnensauce in ganz Peking bekommen soll. Auf dem Weg dorthin unterhalte ich mich mit Alexander, der 50 Kilometer entfernt von Kopenhagen lebt. Er ist gestern in Peking angekommen und hat, zusammen mit Giorgio, mit dem er sich in den nächsten Tagen ein Zimmer teilt, ebenfalls bereits den Himmelstempel besucht sowie den Platz des Himmlischen Friedens und das Nationalmuseum, wo ich noch nicht gewesen bin.
Vom Hotel aus verlassen wir die geschäftige Chongwenmenstraße, gehen in eine ruhigere Gegend und biegen ein paar Mal ab, bis wir ein einheimisches Restaurant in einer kleinen Seitenstraße erreichen. Wir sind die einzigen Westler dort, und die anderen Gäste mustern uns dementsprechend mit großem Interesse. Leon möchte wissen, ob lieber jeder von uns ein Gericht für sich selbst bestellen wolle oder ob wir zusammen mehrere Gerichte bestellen möchten, um sie herumzureichen, damit jeder von allem probieren könne. Die Gruppe entscheidet, mehrere Gerichte miteinander zu teilen. Ich sitze neben Carl, dem siebzehnjährigen Sohn der südafrikanischen Familie, der mir erzählt, dass er anderthalb Jahre in der Schule chinesisch studiert hat, was jedoch schon eine Weile her ist. Das Essen ist abwechslungsreich, lecker und frisch, und es ist sehr günstig. Das ist genau das, was ich gehofft habe, die Gelegenheit zu bekommen, typisches Essen in einem einheimischen Restaurant probieren zu können und die Möglichkeit zu haben, verschiedene Gerichte zu probieren.
Auf dem Rückweg unterhalte ich mich mit Petra, der anderen Deutschen, die aus Berlin kommt, und mit Leon, der in Peking wohnt. Er erzählt, dass er einen Cousin hat, der in Deutschland lebt, in Düsseldorf, nur 60 Kilometer von mir entfernt. Er ist inzwischen seit zwölf Jahren in Deutschland und seit kurzem deutscher Staatsangehöriger.
Ich freue mich sehr auf die nächsten drei Wochen. Leon scheint ein sehr netter, engagierter Tour Leader zu sein und die Leute in der Gruppe machen ebenfalls einen sehr netten Eindruck. Ich bin sicher, dass wir eine tolle Zeit zusammen haben werden.
Alle Informationen über den Lama-Tempel basieren auf Loose, Stefan (2009): China. Ostfildern und auf http://www.travelchinaguide.com/attraction/beijing/yonghe.htm
Ich werde nicht von G Adventures gesponsert, sondern reise vollständig auf eigene Kosten.
[…] A touch of Tibet: the Lama Temple (travellingcolognian.wordpress.com) […]
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[…] ich viel Zeit in den Hutongs der Stadt und besuchte gleich ein paar Mal meinen Lieblingstempel, den Lama-Tempel, auch bekannt als Yonghe Gong. Ferner entdeckte ich den relativ unbekannten Guangji-Tempel, der Sitz der buddhistischen […]