Wenn der Name Kanchanaburi fällt, denken die meisten Leute automatisch an die Brücke am Kwai, doch die Region hält noch mehr bereit und ist wirklich einen Besuch wert. Sie liegt in einer idyllischen Landschaft und bietet dichten, üppig grünen, tropischen Dschungel, Wasserfälle und zerklüftete Kalkstein-Karstfelsen. Aber auch die dunkle Vergangenheit ist unvergessen, und man kann sich darüber auf den beiden Soldatenfriedhöfen, im JEATH-Kriegsmuseum und im Thailand Burma Railway Centre informieren.
Ursprünglich hatte ich einen ein- oder zweitägigen Besuch Kanchanaburis bereits nach meiner Erkundung der Tempel von Ayutthaya im Vorjahr geplant. Doch danach war ich ziemlich kaputt und hatte außerdem eine Reise durch Nordthailand, Laos und Nordvietnam vor mir, sodass ich diesen Ausflug damals um ein Jahr nach hinten verschoben hatte.
16 Monate später war ich wieder in Bangkok und hatte bereits einen unterhaltsamen Flug von Frankfurt dorthin, auf dem ich neben einem portugiesischen Pärchen, Marta und Ricardo, saß. Wir hatten uns jede Menge zu erzählen und fuhren auch vom Flughafen gemeinsam in die Stadt. Die nächsten Tage verbrachte ich damit, über den Chatuchak-Wochenendmarkt und durch Bangkoks Chinatown zu bummeln, das köstliche thailändische Essen zu genießen und zu recherchieren, wie ich am besten nach Kanchanaburi komme.
Anders als bei meiner Reise nach Ayutthaya im Vorjahr, beschloss ich, Kanchanaburi und die Brücke am Kwai im Rahmen eines organisierten Tagesausfluges zu besuchen, den ich in einem der zahlreichen Reisebüros in der Khaosan Road buchte. Von dort wurden wir frühmorgens abgeholt und mit Minibussen in die Provinz Kanchanaburi gebracht. Ich war die einzige, die alleine reiste, alle anderen machten den Ausflug als Familie, als Pärchen oder mit einer Gruppe von Freunden, aber das störte mich nicht.
Besuch des Kanchanaburi-Soldatenfriedhofs:
Zuerst besichtigten wir den größeren der beiden Soldatenfriedhöfe, den Kanchanaburi-, auch Don Rak-Soldatenfriedhof genannt, auf dem 6.982 Kriegsgefangene begraben sind. Die meisten von ihnen waren Australier, Briten und Niederländer, alles Opfer der japanischen Gefangenschaft. Zwischen Juni 1942 und Oktober 1943 wurden mehr als 200.000 asiatische Zwangsarbeiter und 62.000 westliche Kriegsgefangene für den Bau der Thailand-Burma-Eisenbahn – auch als Todeseisenbahn bekannt – eingesetzt, die 415 Kilometer lang war und mitten durch den Dschungel verlief. Insgesamt starben dabei etwa 80.000 asiatische Zwangsarbeiter und 12.000 westliche Kriegsgefangene an Hunger und Unterernährung, Krankheiten und durch Unfälle.
Glücklicherweise hatten wir genug Zeit den Friedhof auf eigene Faust zu erkunden. Er war sehr gut erhalten und sehr ruhig und friedlich, obwohl außer uns noch andere Gruppen da waren. Auf den Grabsteinen konnte ich sehen, dass die meisten der Opfer in ihren Zwanzigern oder Dreißigern, also in einem relativ jungen Alter gestorben waren. Ein Denkmal ehrt elf indische Opfer, die auf muslimischen Friedhöfen beigesetzt wurden. Außerdem gibt es noch einen chinesischen Friedhof rechts neben dem Don Rak sowie einen weiteren Soldatenfriedhof zwei Kilometer südlich von Kanchanaburi, aber wir besichtigten nur diesen einen.
Der Kanchanaburi-, auch bekannt als Don Rak-Soldatenfriedhof
Viele der Opfer der japanischen Gefangenschaft starben in einem sehr jungen Alter
Ehrung der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, die während des Baus der Thailand-Burma-Eisenbahn starben
Das JEATH-Kriegsmuseum:
Als nächstes besuchten wir das JEATH-Kriegsmuseum, das sich auf dem Gelände des Wat Chai Chumphon am Mae Klong-Fluss befindet. Die Abkürzung JEATH steht für die am Krieg beteiligten Länder Japan, England, Australien, Amerika, Thailand und Holland. Es dokumentiert das Leben der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen, die am Bau der Todeseisenbahn beteiligt waren.
Ein Model einer alten Eisenbahn im JEATH-Kriegsmuseum
Modelle der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen, die die Eisenbahn bauen mussten
Außerdem konnten wir ein paar Eindrücke vom Wat Chai Chumphon einfangen und hatten von hier aus auch einen ersten Ausblick auf die Brücke am Kwai.
Auf dem Gelände des Wat Chai Chumphon
Dort begegneten wir auch diesem Zeitgenossen
Die Brücke am Kwai:
Dann gingen wir zu Fuß zur Brücke am Kwai,die durch den gleichnamigen Roman von Pierre Boulle und den Film von David Lean berühmt wurde. Ursprünglich gab es zwei Brücken, die beide von den Alliierten zerstört wurden. Die heutige Brücke wurde von einem japanischem Unternehmen wieder aufgebaut und wird immer noch von Zügen überquert, die die Besucher auf der Brücke durch lautes Pfeifen auf sich aufmerksam machen.
Die Brücke am Kwai
Ein Bad im Sai Yok Noi-Wasserfall:
Bereits morgens hatte man uns gesagt, dass wir uns entscheiden müssten, ob wir den Tigertempel oder den Sai Yok Noi-Wasserfall besuchen und zusätzlich zu letzterem eine Fahrt mit dem Zug nach Nam Tok machen wollen. Ich möchte wirklich sehr gerne einmal Tiger außerhalb eines Zoos sehen, aber aufgrund seines negativen Rufes war mir nicht wohl bei dem Gedanken, den Tigertempel zu besuchen (vielleicht bekomme ich ja eines Tages die Gelegenheit, Tiger in freier Wildbahn in einem Nationalpark in Indien zu sehen). Deswegen hatte ich mich schon vor der Buchung der Tour für den Sai Yok Noi-Wasserfall und die Zugfahrt entschieden.
Als wir am Sai Yok Noi-Wasserfall ankamen, sahen wir eine ganze Reihe von Einheimischen, die in den natürlichen Wasserbecken des Wasserfalls badeten und planschten, aber die Leute aus meiner Gruppe blieben draußen und beobachteten das Spektakel von nahegelegenen Bänken aus. Es war ein heißer, schwüler Tag und ich hatte die richtige Kleidung zum Schwimmen dabei. Als ich die Leute aus meiner Gruppe fragte, ob sie auf meine Sachen aufpassen könnten, starrten sie mich an und fragten sich vermutlich, ob ich verrückt sei in einem natürlichen Pool an einem Wasserfall zu baden, wo man den Grund nicht sehen konnte. Das hat mich jedoch nicht davon abgehalten. Dies war erst der Beginn meines Abenteuers (zwei Tage später flog ich nach Kunming, wo meine Reise durch Yunnan und Tibet begann), und ich war nicht Tausende Kilometer gereist, um mich von anderen Leuten von den Dingen abhalten zu lassen, die ich machen wollte. Also ging ich ebenfalls schwimmen und es war sehr erfrischend und hat sich wirklich gelohnt!
Sai Yok Noi-Wasserfall
Einheimische beim Bad in den natürlichen Wasserbecken des Sai Yok Noi-Wasserfalls
Eine malerische Zugfahrt:
Anschließend wurden wir zum Bahnhof gebracht, wo wir den Zug bestiegen. Die Fahrt war malerisch und führte entlang des Flusses mit seinen Floß-Häusern und -Unterkünften, durch Täler, am Hellfire Pass und an einer Gruppe von Einheimischen vorbei, die uns zuwinkten und Fotos von uns machten. Natürlich winkten wir zurück und machten unsererseits Fotos von ihnen.
Anschließend wurden wir zurück nach Bangkok gebracht, wo wir am frühen Abend ankamen.
Fazit:
Der Ausflug war etwas touristisch, und man kann das alles selbst organisieren, aber das kostet wesentlich mehr Zeit und Aufwand, und so viel Zeit hatte ich damals nicht. Ich hatte auch darüber nachgedacht, einen Zweitagesausflug inklusive eines Besuches des Erawan-Nationalparkes zu machen, entschied mich dann jedoch für den Tagesausflug, da ich nur zwei Tage später wegen meiner Reise durch Yunnan und Tibet nach Kunming flog.
Auch wenn ich seitdem noch vier Mal in Thailand war, habe ich den Erawan-Nationalpark noch nicht besichtigt, aber er steht definitiv auf meiner Liste für einen meiner zukünftigen Besuche in Thailand.