Die Luft war feucht und das Wetter diesig. Obwohl wir bereits Ende August hatten, war es immer noch heiß, als wir zum unrestaurierten Abschnitt der Chinesischen Mauer in Gubeikou hinaufstiegen. Als wir jedoch am ersten Aussichtspunkt ankamen, wussten wir, dass der Aufstieg die Mühe wert war. Wir hatten einen fantastischen Ausblick auf die Chinesische Mauer mit ihren Wachtürmen, die sich über sattgrüne Hügel erstreckte und auf das Tal darunter.

Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Peking China AsienBlick vom ersten Aussichtspunkt

Ich war 2013 zweimal auf der Chinesischen Mauer in Mutianyu gewesen, einem der besterhaltenen Teilstücke der Chinesischen Mauer, an dem es eine Seilbahn, eine Sommerrodelbahn sowie verschiedene weitere touristische Angebote gibt, und das als sehr familienfreundlich gilt. Die Chinesische Mauer in Gubeikou ist dagegen ganz anders. Es ist eines der abgeschiedensten Mauersegmente in Ostchina mit einem vollständig restaurierten Teilstück im Osten und einem nicht-restaurierten wilden Mauerabschnitt im Westen. Auf dem nicht-restaurierten Teil gibt es keine Toiletten, keine Geschäfte, keine fliegenden Händler, keine touristischen Annehmlichkeiten, sondern lediglich die raue wilde Chinesische Mauer in Gubeikou.

Panoramaaussicht von den Dächern der Wachtürme Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China Asien

Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China Asien

Die strategische Bedeutung in der Vergangenheit

In der Vergangenheit hatte die Chinesische Mauer in Gubeikou aufgrund ihrer Lage an der Passstraße zwischen Peking und Chengde eine hohe strategische Bedeutung. Bereits zwischen dem fünften und dem dritten Jahrhundert vor Christus wurde in der Nähe von Gubeikou eine Mauer gebaut. Im sechsten Jahrhundert nach Christus errichteten die Nördlichen Qi eine Mauer von Juyongguan über Gubeikou nach Shanhaiguan, dem heute östlichsten Ende der Chinesischen Mauer. Während der Jin-Dynastie wurde eine Festung gebaut. Die Han stationierten dort später Truppen, um China vor den Reitervölkern aus Zentralasien zu schützen. Während der Ming-Dynastie ließ Kaiser Zhu Yuanzhang eine ganze Festungsstadt errichteten, die die Festungen von Juyongguan und Xifengkou einschloss, und stationierte dort seine kaiserlichen Truppen. Im 16. Jahrhundert wurde der Mauerabschnitt verstärkt und von einer starken Truppe bewacht. Erst während der Qing-Dynastie verlor die Chinesische Mauer in Gubeikou ihre hohe strategische Bedeutung.

Die Wanderung auf der Chinesischen Mauer in Gubeikou

Ich bewanderte die Chinesische Mauer in Gubeikou zusammen mit meiner amerikanischen Freundin Mill. Wir hatten uns im Juli 2010 auf meiner ersten China-Reise durch Yunnan und Tibet kennengelernt, wo sie meine Tourleaderin war. Seitdem sind wir in Kontakt geblieben und hatten uns im Oktober 2013 in Peking wiedergetroffen, wo sie bis heute als Führerin für eine lokale Agentur für Wanderungen und Outdooraktivitäten arbeitet. Sie hatte damals gescherzt, dass ich sie vermutlich niemals auf einer ihrer Wanderungen begleiten würde. Das war eine Wette, die ich wirklich gerne annahm, da ich gerne Zeit mit Freunden verbringe, und weil die Chinesische Mauer für mich eines der faszinierendesten Bauwerke auf der Welt ist. Seit ich wusste, dass ich im August 2014 nach Peking zurückkehren würde, hatten wir geplant, zusammen wandern zu gehen, und sie hatte aufgrund der wunderschönen Landschaft und weil die Mauer dort völlig anders ist als in Mutianyu, die Wanderung entlang der Chinesischen Mauer in Gubeikou vorgeschlagen.

Panorama Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Heibei Peking China Asien

Ich machte die Wanderung zusammen mit einer Gruppe, die die Tour über Mills Outdoor-Agentur gebucht hatte. Mill, die diese leitete, hatte uns bereits auf der Fahrt hierhin über die Besonderheiten der Wanderung informiert. Eine Kollegin von ihr würde vorausgehen und den Weg mit kleinen Flaggen markieren und Ken, ein anderer Führer der Agentur, würde am Ende der Gruppe sein, um die Flaggen wieder einzusammeln, sobald alle Teilnehmer daran vorbeigegangen wären. Falls wir eine Toilette benötigten, müssten wir ins Gebüsch gehen. Wir sollten dann jedoch einen der Führer darüber informieren, um zu vermeiden, dass wir verloren gingen oder zurückgelassen würden.

Die Wanderung war moderat. Mill und ich waren am Ende der Gruppe, zusammen mit Ken und einem australischen Diplomaten. Er hatte ein paar Jahre in Shanghai gelebt und dort beim australischen Konsulat gearbeitet und wohnte jetzt wieder in Australien, wo er beim Außenministerium in Canberra tätig war. Er war zusammen mit drei Kollegen auf einer Geschäftsreise in Peking. Sie nahmen ebenfalls an der Wanderung teil, waren jedoch ein ganzes Stück weiter vorne. Unsere Gruppe war überhaupt weit verstreut, und da wir die einzigen waren, die zu diesem Zeitpunkt auf diesem Mauerabschnitt wanderten, schien es, als hätten wir die Mauer ganz für uns alleine.

Chinesische Mauer Gubeikou Peking China AsienMill und ich

Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China Asien

Eine Zeitlang führte der Weg durch einen Pinienwald, aber die meiste Zeit hatten wir einen fantastischen Blick auf die Chinesische Mauer in Gubeikou, die sich über die Bergrücken erstreckte.

Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China AsienSteiniger Pfad

Pinienwald Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China AsienWaldstück auf der Chinesischen Mauer in Gubeikou

Oft konnten wir auf der Mauer selbst wandern, an anderen Stellen mussten wir daneben gehen, da ihre Überreste zu schmal waren. Teilweise war das Bauwerk sehr gut erhalten, andere Segmente bestanden lediglich aus Ruinen.

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Schmale Mauerreste Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China Asien

Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China Asien

Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China Asien

Dasselbe galt für die Wachttürme. Einige waren in brüchigem Zustand, andere waren hingegen weitgehend intakt, sodass wir auf ihre Dächer klettern konnten und von dort eine fantastische Aussicht auf die Umgebung hatten.

Wachturm Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China AsienWachturm auf der Chinesischen Mauer in Gubeikou

Fensterbogen Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China AsienTorbogen

Ruine eines Wachturms Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China AsienRuine eines Wachturms

Ein besonders sehenswerter Wachturm hatte ein großes Loch im Dach, sodass man aufpassen musste, um bei der Umrundung nicht hineinzustürzen, aber das war auch sehr beeindruckend und definitiv Teil des Abenteuers.

Wachturm mit Loch im Dach Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Peking China Asien

Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China Asien

Wachturm Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China Asien

Chinesische Mauer Gubeikou Miyun Hebei Peking China Asien

Die Wanderung dauerte drei bis vier Stunden und führte über acht des insgesamt zehn Kilometer langen Mauerabschnitts. Anschließend trafen wir auch die anderen Teilnehmer wieder und wurden mit dem Bus zu einem nahegelegenen Restaurant gebracht. Nach der Wanderung waren wir alle hungrig, sodass das späte Mittagessen wohlverdient war. Das Restaurant servierte uns eine Auswahl verschiedener lokaler Gerichte und hörte nicht auf, neue Schüsseln und Platten an die Tische zu bringen, bis wir alle mehr als satt waren. Ich saß mit dem australischen Diplomaten und seinen Kollegen zusammen, die sehr nett waren. Einer von ihnen hatte während seines Studiums eine Zeitlang in Deutschland gelebt. Er sprach sehr gut Deutsch und freute sich, die Sprache praktizieren zu können.

Gubeikou ist nicht nur ein wilder, nicht-restaurierter Abschnitt der Chinesischen Mauer, er ist auch weiter von Peking entfernt als Badaling und Mutianyu. Während der Mauerabschnitt in Mutianyu nur 70 Kilometer von Peking entfernt und damit von der Stadt aus in anderthalb Stunden zu erreichen ist, liegt die Chinesische Mauer in Gubeikou an der Grenze zur Provinz Hebei, etwa 130 Kilometer nordöstlich vom Pekinger Stadtzentrum. Die Fahrt dorthin dauert zwei bis zweieinhalb Stunden, aber die Landschaft und die Wanderung auf der Mauer in Gubeikou sind den Aufwand definitiv wert. Falls Du einen gut erhaltenen Mauerabschnitt besuchen möchtest, ist Gubeikou vielleicht nicht das Richtige für Dich und Du solltest eher nach Mutianyu fahren. Wenn Du jedoch einen abgeschiedenen und ursprünglichen Teil der Mauer erkunden möchtest, solltest Du definitiv die Chinesische Mauer in Gubeikou besuchen.

Warst Du schon mal auf der Chinesischen Mauer? Welches Teilstück hast Du besucht? Würest Du gerne mal einen nicht-restaurierten, wilden Abschnitt wie Gubeikou erkunden?

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[box type=“info“] Man kann die Chinesische Mauer in Gubeikou im Rahmen einer Wandertour oder individuell besuchen. Die „Beijing Hikers“ und „China Hiking“ bieten geführte Wandertouren an, die an einem Treffpunkt im Zentrum Pekings beginnen und enden.

Meine Freundin arbeitet für die „Beijing Hikers“. Deren Tour „Gubeikou Great Wall Loop“ kostet 450 RMB, wobei Club-Mitglieder bei den „Beijing Hikers“ einen Rabatt von 10 Prozent bekommen. Die Club-Mitgliedschaft kostet 200 RMB pro Jahr. Das Mittagessen ist für alle Teilnehmer – Mitglieder und Nicht-Mitglieder – im Tour-Preis inbegriffen.

Individuell kommt man mit Express-Bus Nr. 980 von der Station Dongzhimen bis zur Miyun Bus Station und von dort weiter mit Bus-Nr. Mi 25. Tickets kosten 25 RMB.

Selbstverständlich kann man sich auch ein Taxi für den Tag mieten. Diese können über das eigene Hotel bzw. Hostel gebucht werden.[/box]