Stell Dir vor, Du bist in der Wüste und beobachtest, wie sich die Farbe der Sanddünen verändert, während die Sonne untergeht. Du genießt ein Abendessen mit Beduinen, Du trinkst Pfefferminztee mit frischer Minze und lauschst den Wüstenbewohnern, die auf ihren Instrumenten spielen, während eine Million Sterne über Dir den Himmel erleuchten. Das zu erleben ist der Traum vieler Leute, und auch ich habe lange davon geträumt. Das war auch der Grund, warum ich während meines vierten Aufenthaltes in Dubai im Oktober 2014 eine Wüstensafari in Schardscha buchte.
Es war bereits spätnachmittags, aber draußen war es immer noch heiß, als der Fahrer mich in meinem Hotel abholte. Ich hatte mich entschieden, die Wüstensafari in Schardscha zu machen, dem Nachbaremirat Dubais, weil ich dort noch nicht gewesen war und weil ich gehört hatte, dass Wüstensafaris dort besonders schön sein sollen. Schardscha ist das drittgrößte Emirat der Vereinigten Arabischen Emirate und das einzige, das an alle anderen sechs Emirate grenzt. Es ist das einzige, das Küstenzugang sowohl zum Persischen Golf als auch zum Golf von Oman hat. Schardscha ist das konservativste aller sieben Emirate. Alkoholkonsum ist streng verboten, sowohl für Einheimische als auch Ausländer.
Zwei australische Ehepaare, die ich am Vortag in meinem Hotel kennengelernt hatte, waren auf derselben Tour wie ich, sodass wir zusammen mit unserem Fahrer insgesamt sechs Leute im Auto waren. Wir wurden mit einem geschlossenen Jeep abgeholt. Ich hatte das Glück, den Beifahrersitz zu bekommen, sodass ich während der Wüstensafari Fotos machen konnte. Die Fahrt nach Schardscha war kürzer als ich dachte.
Dune Bashing
Nach etwa einer oder anderthalb Stunden erreichten wir den Rand der Wüste. Unser Fahrer verließ die asphaltierte Straße, fuhr in die Wüste und hielt an. Er ließ Luft aus den Reifen und setzte die Fahrt durch die Wüste fort. Kleinere Sanddünen tauchten rechts und links von unserem Auto auf. Die Sanddünen wurden höher, und wir begannen etwas, das sich „Dune Bashing“ nennt.
Am Rande der Wüste
Der Jeep wird für die Wüste präpariert
Die Sanddünen waren nun direkt vor uns. Unser Fahrer beschleunigte. Er fuhr die erste Sanddüne hoch, dann ging es abwärts, er ließ den Jeep die Düne „herunterspringen“. Dann ging es die nächste Sanddüne hoch und wieder runter. Weitere Sanddünen folgten, wir fuhren hoch und wieder runter. Vor und hinter uns waren weitere Jeeps. Das Dune Bashing dauerte vielleicht eine halbe Stunde, in der wir kräftig durchgeschüttelt wurden. Glücklicherweise hatte ich Reisetabletten genommen, bevor es in die Wüste ging, aber einigen meiner Mitreisenden im Auto wurde schlecht. Wir hielten wahrscheinlich auch deswegen an und hatten Gelegenheit, ein bisschen in der Wüste herumzulaufen. Anschließend setzten wir das Dune Bashing noch eine Zeitlang fort, bevor wir zu einem Wüstencamp fuhren. Davor parkten bereits etliche andere Jeeps.
Sandünen
Dune Bashing
Das Wüstencamp
Neben dem Eingang des Camps waren zwei Kamele angeleihnt. Drinnen war in der Mitte eine Bühne aufgebaut, um die zahlreiche niedrige Tische und Sitzkissen herum gruppiert waren. Im Tourpreis war eine Auswahl alkoholfreier Getränke enthalten, weitere Getränke sowie Shishas und Souvenirs konnten an Ständen gekauft werden, die ebenfalls im Camp aufgebaut waren. Laute Musik schallte aus Lautsprechern. Wir hatten die Möglichkeit, auf den beiden Kamelen zu reiten, aber ich verzichtete. Interessierte wurden auf den Rücken der Kamele gesetzt, und die armen Tiere liefen dann ein paar Mal im Kreis herum. Anschließend stiegen die Leute wieder ab, und das war es.
Ein Falkner
Da das Abendessen noch nicht fertig war, verließen ein paar andere ich das Camp wieder. Wir liefen eine der flacheren Sanddünen hoch und beobachteten von hier aus den Sonnenuntergang. Es gibt zwar bessere Orte um einen Sonnenuntergang in der Wüste zu beobachten, aber hier hatten wir einen besseren Ausblick und es war ruhiger als im Camp.
Sonnenuntergang über der Wüste
Als wir dorthin zurückkehrten, war das Abendessen fertig, und es hatte sich bereits eine lange Schlange vor dem Buffettisch gebildet. Das Essen war ganz in Ordnung, aber es war nichts Besonderes. Ich saß mit den beiden australischen Ehepaaren am Tisch. Wir versuchten uns zu unterhalten, was fast unmöglich war, da die Musik so laut durch das Camp schallte, dass wir uns regelrecht anschreien mussten. Man kam sich so vor, als wäre man in einer Disco.
Der tanzende Derwisch
Nach dem Abendessen begann eine Art Show mit einem tanzenden Derwisch. Ursprünglich sind Derwische Mitglieder einer muslimischen asketischen Glaubensgemeinschaft, die vor allem für ihre Bescheidenheit bekannt ist. Der Trancetanz, den sie tanzen, heißt „Sema“ und besteht aus drehenden Bewegungen, die als Annäherung an Allah dienen sollen. Er wird vor allem vom Mevvlevi-Orden in Konya in der Türkei praktiziert. Anders als die dortigen Tänzer trug unser Derwisch keinen schwarzen Umhang über seinem weißen Gewand – Kleidung, die Tod und Leben widerspiegeln soll –, sondern ein Gewand, auf das zahlreiche bunte Lämpchen aufgenäht waren. Diese leuchteten auf, während er sich drehte. Die Hintergrundmusik war keine Livemusik, sondern sie kam vom Band.
Der tanzende Derwisch
Nachdem der Derwisch seine Darbietung beendet hatte, betrat eine Bauchtänzerin die Bühne. Sie war wirklich hübsch, trug ein schönes Kostüm und war eine gute Tänzerin. Nach etwa zwei Tänzen begann sie jedoch, die Besucher dazu zu animieren, ebenfalls Bauchtanz auszuprobieren. Etliche Leute folgten ihrer Einladung und machten Bewegungen, die wohl eine Art Bauchtanz darstellen sollten. Etwa weitere 10 bis 15 Minuten später war die Show vorbei und die Organisatoren drängten zum Aufbruch. Draußen vor dem Camp trafen wir unseren Fahrer wieder. Nach etwa einer bis anderthalb Stunden Fahrt waren wir wieder in Dubai, wo uns der Fahrer vor unserem Hotel absetzte.
Eine Bauchtänzerin
Eine Wüstensafari in Schardscha – meine Meinung:
War die Wüstensafari eine lohnende Erfahrung und das Geld wert? Ich würde sagen, dass es von jedem einzelnen abhängt. Wenn Euch sehr touristische Touren und Aktivitäten nichts ausmachen, ist es vermutlich ok. Denjenigen, die wie ich echte, weitgehend unverfälschte und authentische Erfahrungen machen möchten, würde ich es nicht empfehlen. Es war sehr touristisch und nicht sehr authentisch. Deswegen war es eher nicht so mein Ding.
Ich machte die Wüstensafari während eines zweitägigen Stopovers in Dubai auf dem Weg nach Peking, wo ich meine Reise entlang der chinesischen Seidenstraße von Peking nach Kashgar startete. Nur 15 Tage nach der Wüstensafari in Schardscha ritt ich auf einem Kamel die Mingsha-Sanddünen in Dunhuang in der Provinz Gansu hinauf, wo ich den Sonnenaufgang erlebte. Im November 2015 erkundete ich das Wadi Rum in Jordanien. Dort haben wir ebenfalls eine Jeepsafari gemacht, allerdings in offenen, nicht in geschlossenen Jeeps, und wir haben dort den Sonnenuntergang von einem hohen Felsen beobachtet. Wir machten eine Nachtwanderung und bereiteten Marshmallows und heißen Tee über einem Lagerfeuer zu. Wir schliefen in Zelten und ritten am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang auf Kamelen ins Wadi. Im Juli 2016 übernachtete ich in der Wüste in der Nähe des Aydar Kŭl-Sees in Usbekistan, schlief in einer Jurte und lauschte den Einheimischen, die am Lagerfeuer auf ihren Instrumenten spielten. Alle diese Erlebnisse fühlten sich echt, unverfälscht und authentisch an und waren definitiv jeden Cent wert, den ich dafür bezahlt habe.
Tipps und Kosten
Ich hatte die Wüstensafari über mein Hotel in Dubai gebucht. Normalerweise hätte ich dafür 280 AED (etwa 71 Euro) bezahlt, aber ich bekam einen Rabatt und bezahlte deswegen nur 250 AED (etwa 64 Euro). Warum ich einen Preisnachlass bekam, weiß ich nicht. Ich habe weder von mir aus danach gefragt noch dem Hotel oder dem Tourveranstalter gegenüber erwähnt, dass ich Reisebloggerin bin. Ich nehme an, dass sie die Tour ausgebucht haben wollten. Wenn ich bedenke wie viele Jeeps in der Wüste und wie viele Leute im Wüstencamp waren, finde ich das immer noch ziemlich teuer. Mit dem Geld hätte man auch in einer relativ teuren Destination wie Dubai einige andere Sachen machen können.
Falls Ihr eine Wüstensafari in Schardscha oder Dubai machen möchtet: ein Mitarbeiter von Dubai Tourism sagte mir, dass Platinum Heritage maßgeschneiderte Touren anbietet. Sie sind wohl etwas teurer, aber er sagte mir, dass sie kundenspezifischer als die üblichen Wüstentouren sind. Ein ehemaliger Klassenkamerad von mir, der häufiger in Dubai ist, empfahl mir das Wüstenresort Bab Al Shams. Von Dubai kommt man entweder mit dem Taxi, mit dem Leihwagen oder im Rahmen einer geführten Fahrt dorthin. Dieses Resort veranstaltet ebenfalls Wüstentouren, die ursprünglicher sein sollen, allerdings handelt es sich bei Bab Al Shams um eine Unterkunft der gehobenen Preiskategorie. Falls Ihr Euch entscheiden solltet, eine Wüstentour mit Dune Bashing zu buchen, wie ich sie gemacht habe, nehmt sicherheitshalber eine Reisetablette, bevor Ihr das Hotel verlasst. Ich hatte eine Reisetablette genommen, unmittelbar bevor wir von der asphaltierten Straße in die Wüste abgebogen sind, und mir ist nicht schlecht geworden. Mir wäre vermutlich aber noch wohler gewesen, wenn ich sie etwas früher genommen hätte.
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