In den letzten fünf Jahren habe ich bei Flügen gen Osten stets Maschinen genommen, die von Frankfurt oder Düsseldorf zwischen 20.00 und 22.30 Uhr gestartet sind. Ich mag Abend- bzw. Nachtflüge, weil man noch fast den ganzen Tag zur Verfügung hat, bevor man zum Flughafen aufbrechen muss. Und wenn man Glück hat, kann man im Flugzeug schlafen. Der einzige Nachteil ist, dass späte Flüge häufig sehr begehrt und die Flugzeuge relativ voll sind. Dieses Mal habe ich einen Flug gebucht, der in Frankfurt um 15.20 Uhr startet, sodass ich am späten Vormittag von Zuhause losfahren muss.

Überraschenderweise ist das Flugzeug nur halbvoll und ich habe Glück, eine ganze Reihe für mich zu haben, eine Reihe hinter dem Notausgang. Ich werde von einem netten Steward namens Mohamed bedient. Als ich mir nach dem Abendessen ein Wasser hole, kommen wir ins Gespräch. Ich erfahre, dass er aus Kairo stammt. „Waren Sie schonmal in Ägypten?“ möchte er wissen. „Nein, leider nicht, aber es muss wunderschön sein“, antworte ich. „Im Augenblick ist kein besonders guter Zeitpunkt, das Land zu besuchen“, meint er. Er berichtet mir, dass nur drei bis vier Prozent der Bevölkerung für die Unruhen verantwortlich sind, die derzeit besonders in Kairo auftreten, dass davon jedoch die gesamte Bevölkerung betroffen ist.

In der Reihe vor mir sitzt ein junger Mann, offensichtlich ebenfalls ein Deutscher, der von Dubai direkt weiter nach Sydney fliegt, um australische Freunde zu besuchen, die er während des Studiums in den USA kennengelernt hat. Er plant, zwei Monate in Australien zu bleiben. Während des Anflugs auf Dubai unterhält er sich mit einer der Stewardessen, die ihm gegenüber sitzt. Sie kommt aus Irland und erzählt ihm, dass alle Mitarbeiter, die für Emirates arbeiten – wirklich alle, insgesamt 10.000 Leute, ihren Wohnsitz in Dubai haben müssten, dass sie selbst aber höchstens sechs Monate dort wäre und dass es ihr eigentlich sehr gut gefiele, sie sich aber nicht dauerhaft dort niederlassen wolle. Die junge Frau, die auf meinem letzten Flug nach Dubai im Oktober 2012 neben mir saß, hatte mir erzählt, dass jeder, der für Qatar Airways arbeitet, in Katar’s Hauptstadt Doha leben müsse. Das wusste sie, weil sie darüber nachgedacht hatte, sich bei Qatar Airways zu bewerben. Bis heute dachte ich jedoch, dass dies vielleicht eine Qatar Airways-spezifische Bedingung sei.

Ich liebe es, Leute aus aller Herren Länder zu treffen und ihre Geschichten zu hören, für mich ist das der beste und wichtigste Aspekt des Reisens. In den letzten Jahren habe ich Menschen aus vielen Ländern getroffen, und ich stehe immer noch in Kontakt mit einer ganze Reihe von ihnen. Ich möchte solche Kontakte niemals missen. Ich denke, reisen und andere Menschen zu treffen, kann wirklich die  eigene Sicht auf die Welt verändern. Kürzlich habe ich ein Zitat gefunden, welches ich liebe:

„We meet people for a reason. Either they are a blessing or a lesson.“

Der Anflug auf Dubai ist wirklich spektakulär. Ich sitze genau auf der richtigen Seite und so sehe ich, wie die Maschine auf die Küste zufliegt und schließlich der Burj Khalifa und Dubai Downtown unter mir auf der rechten Seiten auftauchen. Wahnsinn! Mehr als atemberaubend! Sogar „Dubai – The Palm“, die künstlich ins Meer gebaute Palme mit Hotels, Wohnhäusern etc., kann man in der Ferne sehen. Ich versuche, Fotos zu machen, aber sie sind unscharf, ansonsten würde ich sie hier posten.

Kurz vor Mitternacht landen wir auf dem Flughafen Dubai. Vor dem Taxistand haben sich lange Schlangen gebildet. Ich hatte ohnehin geplant, ein „Ladies Taxi“ zu nehmen und hatte gedacht, dass dies die schnellere Alternative sei, aber weit gefehlt! Jeder muss in denselben Schlangen warten, ganz gleich, welches Taxi man nehmen möchte. Ich hätte kein Problem gehabt, mir ein ganz normales Taxi mit einem männlichen Fahrer zu nehmen, weil ich weiß, dass sie absolut sicher und die Fahrer gut sind, aber ich liebe die Idee, Frauen zu unterstützen, die einen tollen Job machen, insbesondere in einem Land, das so nah an Saudi-Arabien liegt, wo Frauen überhaupt nicht Auto fahren dürfen.

Die „Ladies Taxis“ sind rosa und werden ausschließlich von Frauen gefahren, die ebenfalls rosafarbene Kleidung tragen. Sie wurden vor einigen Jahren eingeführt und sind exklusiv für Frauen und für Mütter mit kleinen Kindern. Ich muss eine ganze Weile warten, da die rosa Taxis offensichtlich sehr beliebt sind, aber schließlich gelingt es mir, eins zu bekommen. Meine Fahrerin ist eine junge Frau aus Colombo, der Hauptstadt Sri Lankas, die seit neun Jahren in Dubai lebt. Sie mag diese Stadt, der einzige Wermutstropfen für sie ist, dass die Preise hier derart hoch sind.

Da ich bereits einmal in Dubai war, ist mir die Landschaft, die draußen am Taxifenster an mir vorbeizieht, recht vertraut. In meinem Hotel werde ich vom Concierge und der Rezeptionistin mit „Welcome back“ begrüßt. Es ist dasselbe Hotel, in dem ich bei meinem letzten Aufenthalt in Dubai übernachtet hatte. Nachdem ich meine Zimmerschlüssel habe, gehe ich direkt ins Bett, da es bereits 2.00 Uhr morgens ist, ich für morgen Pläne sowie einen Nachtflug von Dubai nach Peking habe.