Wenn ich Leuten erzählt habe, dass ich plane, entlang der Seidenstraße durch China zu reisen, reichten die Reaktionen von „Ich würde so gerne mit Dir reisen“ bis zu „Oh mein Gott, bist Du mutig!“
Mutig?
Ehrlich gesagt habe ich mich nicht mutig gefühlt, bevor ich zu dieser Reise aufbrach. Ich hatte Zweifel und war unsicher, aber ich interessiere mich bereits seit ein paar Jahren für diese Gegend und habe mir stets vorgenommen dorthin zu reisen, sobald ich den Osten Chinas erkundet habe. Da ich im vergangenen Jahr gleich zweimal durch die östlichen Provinzen des Reiches der Mitte gereist bin, schien 2014 ein gutes Jahr für den nordwestlichen Teil des Landes zu sein. Es gab absolut keinen Grund für mich, nicht dorthin zu reisen.
Doch scheinbar ist die Seidenstraße Chinas eine sowohl von Chinesen als auch von westlichen Touristen wenig bereiste Route. Ich kenne ein paar Reiseblogger wie Silvia und ihre Freundin Danielle, die ein paar Orte an dieser alten Handelsstraße erkundet haben, und Rebekah, die das Labrang-Kloster in Xiahe besucht hat. Aber ich kenne niemanden persönlich, der in diesem Teil Chinas gewesen ist. Viele Chinesen, mit denen ich gesprochen habe, haben mir gesagt, dass ich eine Gegend bereisen würde, in der sie niemals gewesen sind und dass ich Orte besuchen würde, die sie vermutlich niemals sehen würden.
„Travel -it leaves you speechless, then turns you into a storyteller“
54 Stunden in Dubai
Ich habe meine Reise mit einem 54-stündigen Zwischenstopp in Dubai begonnen, wo ich eine Wüstensafari ins Nachbaremirat Sharjah gemacht habe. Für den zweiten Tag hatte ich ursprünglich eine Kulturerbe-Tour geplant, die einen Spaziergang durch das historische Stadtviertel Dubai’s, Al Bastakiya, und einen Besuch der Diwan-Moschee beinhalten sollte. Alternativ hatte ich überlegt, an einer kulturellen Mahlzeit im Sheikh Mohammed Zentrum für kulturelle Verständigung teilzunehmen. Ich wusste nicht, dass ich Dubai während Eid al Adha, dem Opferfest, besuchen würde, einem von zwei religiösen Feiertagen, die von Moslems auf der ganzen Welt gefeiert werden. Deswegen haben diese beiden Aktivitäten nicht stattgefunden.
Stattdessen habe ich dieselbe geführte Tour durch die Jumeirah-Moschee gemacht, die ich bereits im August gemacht habe, weil sie mir wirklich gut gefallen hat. Auch hatte ich weitere Fragen, die mir von unserem Führer Nassif beantwortet wurden. Er ist ein Geschäftsmann aus Dubai und engagiert sich ehrenamtlich im Sheikh Mohammed Zentrum für kulturelle Verständigung, genau wie Debbie, die Führerin meiner ersten Tour durch die Jumeirah-Moschee.
Den Abend habe ich im Außenbereich der Dubai Mall verbracht, einem meiner Lieblingsplätze in Dubai, bevor ich zum Flughafen gefahren bin, um von dort nach Peking zu fliegen.
Zurück nach Peking
Ich habe sechs Tage in Peking verbracht, bevor ich zu meiner Tour entlang der Seidenstraße aufgebrochen bin, und sechs Tage, nachdem ich aus Kashgar zurückgekehrt bin. Obwohl ich bislang noch nicht in Peking gelebt habe, fühlt sich Chinas Hauptstadt bereits jetzt ein bisschen wie ein Zuhause fern von zu Hause an. Ich habe mich mit meiner Freundin Mill zum Mittagessen in einem Feuertopf-Restaurant getroffen, bevor sie ihrerseits zu einer Reise aufgebrochen ist.
Meine Eltern, die auf dem Weg nach Südkorea und Japan waren, haben ihre Reise anlässlich des Geburtstages meiner Mutter in Peking unterbrochen, damit wir gemeinsam feiern konnten. Leon, ein chinesischer Freund von mir, hat uns einen Tisch in einem tollen Restaurant reserviert, und ich bin immer noch glücklich über und beeindruckt von diesem Abend. Dasselbe gilt übrigens für meine Eltern, die auch immer noch völlig begeistert sind.
Ich bin an Orte zurückgekehrt, die ich liebe, und habe eine für mich neue Sehenswürdigkeit erkundet – den alten Sommerpalast, auch bekannt als Yuanmingyuan.
Ich hatte jeden Morgen selbstgemachte Won Tons und frisches Obst zum Frühstück und darüber hinaus jede Menge köstliches chinesisches Essen.
Ich habe mich mit vielen westlichen Ausländern unterhalten – die ausländische Gemeinschaft in Peking gilt als absolut fantastisch – und habe einige Zeit im Beijing Bookworm verbracht, einem meiner Lieblingscafés und -restaurants in der Stadt, das ich bei meinem ersten Besuch in Chinas Hauptstadt im April letzten Jahres entdeckt habe.
Ich habe jede Sekunde meiner Zeit in Peking so sehr genossen, dass ich nicht wieder abreisen wollte. Deswegen habe ich meinen Aufenthalt in der Stadt um vier Tage verlängert und habe mein Visum voll ausgenutzt, für den vollen Zeitraum von exakt 30 Tagen.
Meine Reise entlang der Seidenstraße Chinas
Die Tour selbst als Tour konnte mit meinen vorangegangenen drei Touren durch China und Tibet nicht mithalten, aber die Reiseroute und die Aktivitäten, inkludierte und optionale gleichermaßen, waren absolut fantastisch.
Obwohl ich den Platz des Himmlischen Friedens und die Verbotene Stadt bereits zweimal besichtigt habe, entschied ich mich, das Angebot des Reiseveranstalters anzunehmen und diese beiden wichtigen Sehenswürdigkeiten ein weiteres Mal zu erkunden, zusammen mit Nikki, die in Peking als lokale Führerin arbeitet. Da ich kurz nach dem Nationalfeiertag dort war, der am 1. Oktober ist, war der Platz des Himmlischen Friedens bunt und festlich dekoriert.
In Xi’an habe ich einen wunderbaren Tag mit Harvey, einem anderen Tour Leader, und den sehr netten Leuten aus seiner Gruppe verbracht und habe mit ihnen eine Fahrradtour auf der Stadtmauer gemacht. Abends haben wir alle zusammen Dumplings gegessen und eine Tang-Dynastie-Show besucht.
Am nächsten Tag habe ich das Seidenstraßen-Denkmal besichtigt, bin durch das Muslimische Viertel gebummelt und habe mir die musiksynchrone Wasserfontänen-Show an der Großen Wildganspagode angesehen, die dort allabendlich um 20.30 Uhr stattfindet.
In Jiayuguan, in der Provinz Gansu, habe ich die Festung Cheng Lou erkundet, bin die 700 steilen Stufen der sogenannten Hängenden Mauer hinaufgestiegen, die die Festung mit dem Mazong-Gebirge verbindet, und habe den westlichsten und unrestaurierten „ersten“ Wachturm der Großen Mauer besucht.
In Dunhuang bin ich über den Nachtmarkt flaniert, habe die Mogao-Grotten besichtigt und bin in der Morgendämmerung auf einem Kamel die Mingsha- Sanddünen hinaufgeritten. Von einer der höheren Dünen aus habe ich einen wunderschönen Sonnenaufgang genossen. Außerdem habe ich dem Mondsichelsee, auch bekannt als Yueyaquan, einen Besuch abgestattet.
Turfan ist der tiefste Punkt in ganz Asien, die Stadt liegt 80 Meter unter dem Meeresspiegel und war der erste Ort in der Provinz Xinjiang auf meiner Reise. Ich habe den örtlichen Basar besucht und habe die Landschaft der Flammenden Berge in der Umgebung genossen. Zusammen mit Anna, einer einheimischen Führerin, habe ich die Ruinenstädte Gaochang und Jiaohe erkundet, Tuyoq – ein traditionelles Dorf – die Tausend-Buddha-Höhlen von Bezeklik, das unterirdische Karez-Bewässerungssystem, das Emin-Minarett und die angrenzende uigurische Moscheeanlage besichtigt.
In Ürümqi habe ich das Xinjiang-Museum besucht und bin weiter in das Tian-Shan-Hochgebirge und zum dortigen Himmelssee gefahren, wo ich in einer Jurte der lokalen kasachischen Minderheit übernachtet habe.
Am nächsten Tag bin ich von Ürümqi nach Hotan, am Rande der Taklamakan-Wüste, geflogen, wo ich die Umgebung auf einem Eselskarren erkundet und eine Seiden- sowie eine Teppichfabrik besucht habe.
Kashgar war der westlichste und letzte Ort auf meiner Reise entlang der Seidenstraße Chinas. Ich habe den Sonntagsbasar und den Tierbasar erkundet, der jeden Sonntag stattfindet. Darüber hinaus bin ich durch die Altstadt und das traditionelle Wohnviertel Gaotai gebummelt und habe die Heytgah-Moschee besucht.
Von Kashgar bin ich über Ürümqi zurück nach Peking geflogen.
Meine Pläne: in Peking Englisch unterrichten und Chinesisch lernen
Wie bereits während meines vorangegangenen Peking-Aufenthaltes im August und September wurde ich häufig auf Chinesisch angesprochen, dieses Mal sogar noch häufiger als vorher. Es ist fast nie vorgekommen, dass ich von Chinesen auf Englisch angesprochen wurde. Offensichtlich wurde ich als Ausländerin, die Peking lebt, angesehen, die selbstverständlich genügend Chinesisch spricht, um sich mit den Einheimischen in ihrer Landessprache verständigen zu können.
Ich hoffe, Anfang 2015 nach Peking zurückkehren und dort als Englischlehrerin arbeiten zu können, wie ich bereits zuvor schon erwähnt habe. Falls sich dies realisieren lässt, beabsichtige ich, Chinesischkurse zu besuchen und wenigstens so viele Redewendungen zu lernen, dass ich in der Lage bin, Small Talk zu führen, vorzugsweise jedoch noch mehr. Es ist sowohl in Peking als auch entlang der Seidenstraße so häufig vorgekommen, dass ich mir gewünscht habe, etwas Chinesisch zu sprechen und zu verstehen.
Etwas, das ich auf dieser Reise verloren habe
Auf meinem Flug von Frankfurt nach Dubai habe ich meine heiß geliebte Jeansjacke verloren. Ich habe sie im Gepäckfach über den Sitzen zwei Reihen vor mir vergessen, habe meinen Fehler jedoch etwa fünf Minuten nach dem Verlassen des Flugzeuges bemerkt und bin direkt zurückgegangen. Das Flugzeug war bereits verschlossen, und obwohl ich innerhalb der nächsten zwei Tage und auch auf meinem Heimflug alles versucht habe, habe ich sie nicht zurückbekommen. Für mich ist das sehr traurig, da ich diese Jeansjacke vor zehn Jahren in Santiago de Chile gekauft habe, wo ich gelebt und für eine deutsch-chilenische Wochenzeitung gearbeitet habe. Vor dem Kauf hatte ich lange nach einer Jeansjacke gesucht, sodass diese für mich eine besondere Bedeutung hatte.
Resümee
Ich habe für meine Flüge, meine Hotels und meine Tour bezahlt und für die optionalen Aktivitäten, die ich mir ausgesucht habe. Das waren Dinge, die ich buchen konnte. Aber die beste Zeit und die besten Augenblicke auf meiner Reise hatte ich, weil ich die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort getroffen habe, und dafür bin ich sehr dankbar. Diese Momente und Erfahrungen sind für mich absolut unbezahlbar.
Vielen Dank an Harvey und seine reizende Gruppe für einen großartigen Tag in Xi’an.
Tausend Dank, Mill und Leon, für eine wunderbare Zeit und für Eure Freundschaft. Ich hoffe, dass wir den Kontakt halten und für immer Freunde bleiben.
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Ein schöner Bericht, den ich gerne gelesen habe :) Vor allem die Fotos von der Seidenstraße sind unglaublich beeindruckend! Das steht nun auch ganz oben auf meiner Liste. Ich frage mich nur, warum sind deine Fotos mit Englisch untertitelt? :)
Liebe Grüße,
Lynn
Vielen lieben Dank für Deinen Kommentar und die netten Worte, Lynn, sowie für den Hinweis mit der englischen Bildunterschrift. Ich habe kurz vor diesem Artikel angefangen, ein Mehrsprachen-Plugin zu verwenden und hatte es anfangs offensichtlich noch nicht richtig eingestellt.
Liebe Grüße,
Vanessa
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