Wie sieht Dein perfekter Reisetag aus? Im Laufe der Jahre habe ich so viele wunderschöne Reisetage erlebt, dass es mir nicht leicht fällt, einen herauszupicken. Mit meiner Mutter habe ich, als ich 16 Jahre alt war, einen Tag auf Bora-Bora verbracht. In Lhasa habe ich an meinem zweiten Tag in der Hauptstadt des autonomen Gebiets Tibet zusammen mit einer kleinen, internationalen, ganz fantastischen Reisegruppe, unserer amerikanischen Reiseleiterin – die inzwischen eine gute Freundin von mir ist – und unserem lokalen tibetischen Führer den Potala-Palast und das etwas außerhalb Lhasas gelegene Sera-Kloster erkundet. Am Ufer des Kinabatangan-Flusses im Bundesstaat Sabah im malaysischen Teil von Borneo sah ich eine Herde Zwergelefanten inklusive eines Elefantenbabys, die nur wenige Meter von unserem Boot entfernt waren. Während meines ersten Besuches in Peking besichtigte ich an einem der Tage dort zunächst die Verbotene Stadt und den Platz des Himmlischen Friedens, zwei der bedeutendsten Touristenattraktionen der chinesischen Hauptstadt und schlenderte nachmittags durch eines der Hutongs, wo ich mich unter die Einheimischen mischte.
Potala-Palast in Lhasa, Tibet
Die Unterkunft: Hotel, Jurte, Homestay & Co.
Früher habe ich regelmäßig in Hostels geschlafen und hatte kein Problem damit, mir ein Zimmer mit drei, fünf, sieben oder neun völlig Fremden zu teilen. Bei meinen ersten Solo-Reisen mit 17, 18 und 20 Jahren fand ich das sogar unheimlich spannend. Seit meinen späten Zwanzigern habe ich aber keinen ganz so festen Schlaf mehr und schätze außerdem meine Privatsphäre. Da Einzelzimmer in Hostels oft genauso teuer oder sogar teurer sind als in Hotels, buche ich mir häufig ein Hotelzimmer. Sehr gerne schlafe ich aber auch in außergewöhnlichen Unterkünften wie Jurten, Homestays, Langhäusern und Zelten. Da macht es mir auch nichts aus, das Zimmer zu teilen.
Ein gemütliches Hotelzimmer in Peking
Zelte im Bumdrak Camp in Bhutan
Auf meiner jüngsten Reise durch Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan im September habe ich mir die Zimmer während zweier Homestays in Bokonbayevo in Kirgistan und im Fann-Gebirge in Tadschikistan mit einer Kanadierin und zwei Australierinnen geteilt. Am Songköl, einem Bergsee in Kirgistan, der auf einer Höhe von 3016 Metern über dem Meeresspiegel liegt, zog unsere kirgisische Reiseleiterin Lilya mit in unsere Jurte. In Jeti-Oguz, ebenfalls Kirgistan, habe ich mir die Jurte mit zwei kanadischen Ehepaaren geteilt.
Jurtenlager am Songköl-See in Kirgistan
Jurten und kirgisische Einheimische in Jeti-Oguz
In Thailand, Vietnam, Indien China und Usbekistan habe ich außerdem diverse Nächte in Nachtzügen verbracht. Ein paar Nächte sind mir dabei in besonders positiver Erinnerung geblieben. Meine erste Nachtzugfahrt in Ostchina von Peking nach Shanghai verbrachte ich mit einer südafrikanischen Familie und meinem chinesischen Reiseleiter, der nach dieser Reise ebenfalls zu einem Freund wurde. Als die Hauptbeleuchtung im Zug automatisch ausgeschaltet wurde, saßen wir im Dunkeln zusammen und unterhielten uns. Auf meiner Reise entlang der chinesischen Seidenstraße war ich die einzige Nicht-Chinesin im Schlafwagen. Mit den mitreisenden Einheimischen habe ich mich auch ohne gemeinsame Sprache gut verstanden.
Nachtzug auf der chinesischen Seidenstraße
Etwas ganz Besonders waren auch die Nächte, die ich ich auf einer Dschunke in der Halong-Bucht in Vietnam und auf einem Kreuzfahrtschiff auf dem Jangtsekiang, dem längsten Fluss Chinas, verbrachte. Auf dem Jangtse sangen meine Gruppe und ich in der Bar des Kreuzfahrtsschiffes wie die chinesischen Mitreisenden Karaoke und beobachteten anschließend vom Deck aus, wie das Schiff den Fluss herunterfuhr. In die Halong-Bucht reiste ich zweimal, das erste Mal alleine, beim zweiten Mal gemeinsam mit meinem Freund. Es war überwältigend, an Deck den Sonneruntergang zwischen den Karstfelsen zu beobachten und anschließend in der Kabine das Wasser gegen das Boot platschen zu hören.
Dschunken in der Halong-Bucht
Das Frühstück
Das Frühstück ist für mich die wichtigste Mahlzeit des Tage. Ich frühstücke jeden Tag, auch wenn ich arbeiten muss. Am Wochenende und wenn ich reise, lasse ich mir dafür gerne Zeit. Dabei brauche ich keine opulente Mahlzeit, sehr gerne mag ich frisches Obst, ein Omelette oder Müsli. Natürlich schätze ich auch ein gutes Frühstücksbuffett. Brötchen, Aufschnitt, Marmelade, Käse & Co. landen, wenn ich reise, jedoch nicht auf meinem Teller. Sehr gerne probiere ich schon zum Frühstück die einheimische Küche. So habe ich in Vietnam morgens regelmäßig eine Schale Pho, wie die vietnamesische Reisnudelsuppe genannt wird, gegessen. In Dubai habe ich schon zum Frühstück orientalische Spezialitäten probiert. Während meines Chinesischstudiums an der Renmin-Universität in Peking standen selbstgemachte Jiaozi – gefüllte Nudelteigtaschen -, wechselnde Suppen oder hauchdünne, gefüllte Pfannekuchen auf meinem morgendlichen Speiseplan.
Würzige Suppe in Xiahe
Pho, Hanoi
Die Aktivitäten
Wenn ich alleine reise – und das ist häufig der Fall – liege ich nicht gerne am Strand. Das letzte und bisher einzige Mal, das ich das ausprobiert habe, war im Anschluss an meine erste Ostchina-Reise in Südthailand im Mai 2013 und es war nicht mein Fall. Wenn ich mit meinem Freund reise, finde ich ein paar Strandtage zwar sehr nett und entspannend, insgesamt bin ich aber gerne aktiv.
In Peking gehe ich sehr gerne mit meiner amerikanischen Freundin, die dort als Wanderführerin für die lokale Agentur Beijing Hikers arbeitet, wandern. Gemeinsam waren wir bereits auf der chinesischen Mauer in Gubeikou und auf der Great Wall Spur, haben den westlichen Teil des Mauerabschnitts in Jiankou erklommen und haben die Herbstfärbung von der chinesischen Mauer in Longquanyu bewundert. An Silvester letzten Jahres haben wir eine Wanderung vorbei an neun gefrorenen Wasserfällen gemacht, die uns auch zu einem großen steinernen Buddhakopf und einem Aussichtspunkt führte, von dem man herrlichen Ausblick über das Tal hatte.
Der westliche Abschnitt der chinesischen Mauer in Jiankou
Mill und ich auf der chinesischen Mauer in Longquanyu
Wanderung vorbei an gefrorenen Wasserfällen an Silvester 2017
Da ich gerne koche und auch zuhause ausländische Gerichte zubereite, mache ich auf Reisen sehr gerne Kochkurse. So habe ich bereits zwei Kochkurse in Chiang Mai in Nordthailand und einen im Slum Khlong Toei in Bangkok, einen in Hoi An in Vietnam, zwei in Yangshuo in Südchina und fünf in einer Kochschule in einem Hutong in Peking gemacht, darunter einen Yunnan-Kochkurs und einen, in dem wir lernten, handgezogene Nudeln, eine Spezialität der nordwestchinesischen Provinz Xinjiang, selbst zuzubereiten.
Handgezogene Nudeln-Kochkurs in einem Hutong in Peking
Sichuan Kochkurs
Selbstverständlich gehe ich auf meinen Reisen, ganz gleich ob individuell oder auf Abenteuerreisen mit einer Kleingruppe, stets auf Besichtigungstour. Wenn ich alleine reise, liebe ich es, mir dabei Zeit und den jeweiligen Ort ganz auf mich wirken zu lassen. Nach meiner Reise durch Tibet im August 2010 wollte ich unbedingt das Kloster Labrang, ein bedeutendes tibetisches Kloster in Xiahe in der chinesischen Provinz Gansu besuchen. In der ersten Oktoberwoche 2017 hatte ich dazu Gelegenheit. Zuerst nutzte ich das Angebot des Klosters zu einer kostenlosen englischsprachigen Führung durch einige Tempel, bevor ich alleine und in Ruhe durch die Anlage ging und die Gelegenheit zum Fotografieren nutzte. Da das Wetter an diesem Tag ziemlich schlecht und das Kloster Labrang relativ groß war, ging ich zwischendurch in mein nahe gelegenes Hotel, um mich bei Hot Pot und heißem Tee aufzuwärmen.
Gläubige umrunden das Kloster Labrang auf der äußeren Kora
Xiahe und das Kloster Labrang von oben
Begeistert haben mich auch die Medresen, Moscheen und Mausoleen von Samarkand und Buchara, die ich im Rahmen meiner Usbekistan-Reise mit einer Kleingruppe besuchte. Nach den Führungen mit der Gruppe hatten wir Zeit, die Orte und Sehenswürdigkeiten individuell zu erkunden, was ich dazu nutzte, weitere Attraktionen, die nicht Teil des Tourprogramms waren, in Ruhe alleine zu besichtigen.
Der Registan in Samarkand in Usbekistan
Poi-Kalon-Komplex in Buchara
Die Abende
Den Tag lasse ich gerne mit Einheimischen oder netten Leuten aus aller Welt ausklingen, sehr gerne an besonderen Orten. Besonders schön fand ich die beiden Abende in den Jurten in Kirgistan, wo wir in Jeti-Oguz in der Dining Yurt und am Songköl-See in unserer Jurte zusammen saßen. In Wadi Rum in Jordanien machten wir gemeinsam mit unserem einheimischen Reiseführer eine Nachtwanderung in die Wüste, sammelten Feuerholz und saßen anschließend zusammen um das Lagerfeuer, das wir selbst entfacht hatten. Auch im Jurtenlager in der Wüste Kysylkum in der Nähe des Aydarkul-Sees saß ich mit meiner Gruppe und einigen Einheimischen um ein Lagerfeuer und lauschte ihren Liedern. Im Langhaus im Regenwald im malaysischen Bundesstaat Sabah auf Borneo verbrachte ich den Abend mit einem kanadischen Mitreisenden, den Bewohnern des Langhauses und ihren Nachbarn. In Varanasi in Nordindien machte ich eine Bootsfahrt auf dem Ganges während des Sonnenuntergangs. Nach Einbruch der Dunkelheit ließen wir brennende Kerzen auf dem Fluss schwimmen und beobachteten die allabendliche Verbrennung der Toten auf den Ghats, den Stufen, die zum Flussufer des Ganges hinunterführen.
Dieser Artikel ist Teil der Blogparade, mit der Sabine von Ferngeweht den vierten Geburtstag ihres Reiseblogs feiert. Dazu, wenn auch spät, herzlichen Glückwunsch.
Durch den Beitrag von Barbara wurde ich dazu inspiriert, nicht einfach einen Tag herauszupicken, sondern zu beschreiben, was ich auf Reisen liebe und welche Erlebnisse für mich aus einem schönen einen perfekten Reisetag machen.
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Danke schön. Klingt so, als ob fast jeder Reisetag für Dich perfekt gewesen ist :-)
Hallo Sabine, ganz so ist es nicht. Genau wie bei anderen gibt es auch auf meinen Reisen weniger schöne Reisetage, an denen manche Dinge nicht klappen und Orte oder Unterkünfte, die hinter den Erwartungen zurückbleiben. Auch ich habe schon mehrere Gepäckverspätungen – eine davon drastisch auf dem Hinflug nach Usbekistan – und eine Fluganullierung auf dem Rückflug von Kathmandu erlebt. Glücklicherweise verblassen solche negativen Erfahrungen und in meinen Erinnerungen überwiegen die positiven Erlebnisse und Begegnungen.
[…] The Travelling Colognian: Mein perfekter Reisetag – was mir dafür wichtig ist […]
Oh wie schön! Nach Bhutan möchte ich unbedingt, und die Stan-Länder stehen ebenfalls ganz oben auf meiner Bucket-Liste…
Bei der Fülle an Erlebnissen hätte ich auch Schwierigkeiten, nur einen perfekten Reisetag zu nennen. Jedenfalls waren Deine Reisen nicht langweilig, es handelte sich ja auch nicht um die üblichen Pauschalreisen.
Für mich wäre es leichter, einen der schlimmsten Reisetag zu schildern. Den hatten wir nämlich vor kurzem nicht bei einer Fernreise, sondern ausgerechnet im nahen Florenz.
Liebe Vanessa, du warst ja gefühlt fast schon in der ganzen Welt!
So unterschiedlich können die Gewohnheiten sein, ich beispielsweise frühstücke so gut wie gar nicht… außer die äußeren Umstände zwingen mich dazu (so ein „äußerer Umstand“ kann beispielsweise ein sagenhaftes Frühstücksbüffet sein…) ;-) Und ja, zum Thema Strand… nach zwei Tagen beginne ich, mich zu langweilen, wenn mein Kopf nicht immer wieder mit neuen Eindrücken gefüttert wird :-)
Ein schöner Artikel! Lg Kasia